Briefkopf - ALBERT MILDE k. k. Hof-Kunst-Bauschlosser und Eisenkonstrukteur zu Wien; von 7.2.1839 bis 8.11.1904

Wiener städtische Gaswerke an der Donaulände

Herstellung der Eisenkonstruktionen, 1896-99

k. k. Albert Milde

Archivbild: Fig. 1, Gasbehälter-Gebäude, Ansicht

Archivbild: Fig. 1, Gasbehälter-Gebäude, Ansicht

 

Archivbild: Situation der neuen Gaswerke der Stadt Wien

Archivbild: Situation der neuen Gaswerke der Stadt Wien

 

Archivbild: Gasbehälter-Gebäude, Fassadendetail

Archivbild: Gasbehälter-Gebäude, Fassadendetail

 

Archivbild: Detail vom Ofenhaus (Reservoirturm)

Archivbild: Detail vom Ofenhaus (Reservoirturm)

 

Archivbild: Fig. 2, Ofenhaus, Projekt Ingenieur Herrmann

Archivbild: Fig. 2, Ofenhaus, Projekt Ingenieur Herrmann

 

Archivbild: Fig. 3, Grundriss des Ofenhauses

Archivbild: Fig. 3, Grundriss des Ofenhauses

 

Archivbild: Fig. 4, Ansicht des Ofenhauses im ausgebauten Zustand

Archivbild: Fig. 4, Ansicht des Ofenhauses im ausgebauten Zustand

 

Archivbild: Fig. 5, Ofenhaus, Ansicht des provisorischen Anschlusses

Archivbild: Fig. 5, Ofenhaus, Ansicht des provisorischen Anschlusses

 

Archivbild: Fig. 6, Detail vom Ofenhaus, Ansicht des Stiegenhaus-Turmes

Archivbild: Fig. 6, Detail vom Ofenhaus, Ansicht des Stiegenhaus-Turmes

Die Gemeinde Wienlässt gegenwärtig ein städt. Gaswerk für eine Leistungsfähigkeit von 86- bis 120.000.000 m³ im XI. Gemeindebezirk, und zwar oberhalb der Stelle, wo die österreichisch-ungarische Staatsbahnlinie den Donaukanal übersetzt, erbauen. Als Grundlage für die Ausführung wurde vom Gemeinderat der Stadt Wien das Projekt Ingenieur Herrmann angenommen, nachdem dasselbe durch mehrfache Expertisen abgeändert und ergänzt worden war.

Die Bauleitung ist dem Stadtbauamt übertragen, außerdem ist Ingenieur Herrmann alt technischer Konsulent in Gasangelegenheiten bestellt.

Abgesehen von den kleinen Objekten sind dermalen die vier Gasbehältergebäude und das Ofenhaus im Bau begriffen, und werden erstere im Frühjahr, das letztere im Herbst 1898 vollendet sein, was 240.000 m³ Erdaushebung, 33.000 m³ Beton, 146.000 m³ Mauerwerk etc. erfordert; schon diese wenigen Ziffern werden ein Bild von der Größe der innerhalb 1½ Jahren zu leistenden Arbeit geben. (zweites Bild)

Die Gasbehälterglocken besitzen je einen Inhalt von 90.000 m³, je zwei Behältergebäude sind zu einem Gebäudepaar gekuppelt; eine Verbindung, welche bei den schwierigen Untergrundverhältnissen und dem forcierten Bau sich als nicht besonders günstig erwiesen hat.

Jedes der vier Gasbehältergebäude hat einen lichten Durchmesser von 62,80 m, und beträgt die Wassertiefe für Tauchung der Glocken 12 m. (Die Füllung der vier Reservoire wird 140.000 m³ Wasser erfordern. Zur Würdigung dieser Ziffer sei bemerkt, dass der Fassungsraum der vier Wasserleitungsreservoire: Rosenhügel, Schmelz, Wienerberg und Laaerberg mit 1.699.200 m³ sich beziffern.)

Dem entsprechend besitzen die Bassinmauern auch bedeutende Stärken, und zwar im Wasserspiegel 1,6 m und an der Fundamentsohle 5,4 m.

Die Bassinmauern werden aus Ziegelmauerwerk mit Portland-Zementmörtel hergestellt und ruhen auf einem 1,7 m dicken Betonfundament.

Der Bauplatz ist ehemaliges Flussgebiet der Donau und weist nicht nur verschiedenartige, sondern auch sehr ungünstige Untergrundverhältnisse auf.

Aus diesen Gründen konnte daher die Fundamentsohle auch nur 5,6 m unter das Terrain verlegt werden, und wird der Wasserspiegel des Bassins 8 m über dem bestehenden Terrain zu liegen kommen.

Zur Aufhebung des Seitendruckes werden die Gebäude mit den üblichen kegelförmigen Erdanschüttungen umgeben werden.
Nach dem Projekt Herrmann war die Fassade der vier Gasbehältergebäude mit einer Verkleidung von geschlemmten Ziegeln gedacht. (Fig. 1)

Diese Fassadenherstellung konnte mit Rücksicht auf die zur Verfügung stehende kurze Zeit, dann aber auch aus finanziellen Gründen nicht durchgeführt werden, und wurde über Antrag der Bauleitung seitens der Kommission zur Erbauung städtischer Gaswerke beschlossen, sowohl die Gasbehältergebäude, als auch die übrigen Bauwerke aus gewöhnlichen Ziegeln herzustellen.

Unter den gegebenen Verhältnissen musste daher gleichzeitig mit der Einleitung zum Bau auch zur Verfassung eines neuen Fassadenentwurfs geschritten werden.

Abgesehen von der geringen hiezu zu Verfügung stehenden Zeit wurde diese Aufgabe auch noch durch den Umstand erschwert, dass mit der Architektur für die Gasbehältergebäude auch jener der übrigen Gebäude vorgegriffen wurde. Im ersten und zweiten Bild sind der vom Stadtbauamt verfasste und von der Kommission zur Erbauung städtischer Gaswerke zur Ausführung angenommene Entwurf und ein Detail dargestellt.

Außerdem wären die Pilotenköpfe auch in den wechselnden Grundwasserstand gefallen, wodurch auch aus technischen Gründen die Ausführung der projektierten Fundierung sich als unzweckmäßig ergab.

Gleichzeitig mit der Baueinleitung musste auch aus den bereits angeführten Gründen die Fassade des Ofenhauses nach dem Projekt Herrmann (Fig. 2) einer Umarbeitung unterzogen werden, und wurde das vom Stadtbauamt entworfene Projekt (Fig. 3 und 4) zur Ausführung angenommen.

Nach dem Projekt Herrmann war das Ofenhaus seinerzeit mit einem einheitlichen Dach projektiert, wurde jedoch später auf Grund der mehrfachen Expertisen in einen dreischiffigen Bau umgeändert, in dessen Mittelschiff die Schornsteine angeordnet sind.

Zu beiden Seiten der Schornsteinreihe sind die Ofenbatterien à 5 Stück Öfen mit Generatoren, Patent Hasse-Didier, und je 9 geneigten Retorten, System Coze, für die Gaserzeugung angeordnet. Die Leistung eines jeden Ofens ist mit 2.800 m³ per 24 Stunden garantiert. Die Herstellung dieser Öfen und der Schornsteine ist der Chamottewaren-Fabriksgesellschaft in Bodenbach übertragen.

Von den projektierten 48 Ofenbatterien werden jedoch derzeit nur 36 und demgemäß auch das Ofenhaus nur in einer kürzeren Länge mit beiderseitigem provisorischem Abschluss (Fig. 5) ausgeführt.

Bei der Verfassung der Arbeitspläne wurden an dem ursprünglichen Projekt noch einige Änderungen vorgenommen, von welchen die wesentlichen der Ersatz der beiden Mittelmauern durch eine Eisenständer-Konstruktion und der Ersatz des Sichelträgers durch einen Dreieckträger sind.

Das ausgebaute Ofenhaus wird bei einer lichten Breite von 61,7 m eine lichte Länge von beinahe 300 besitzen.

Der zur Aufnahme des Reservoirs für 300 m³ Wasser bestimmte Turm hat bis zum Dach eine Höhe von 35 m. (Vgl. Drittes Bildern)

Die kleinen Türme dienen zur Aufnahme von Nebenräumen und zur Aufnahme der auf das Dach führende Stiegen. (Fig. 6)

Die Baumeisterarbeiten für die Gasbehältergebäude sind der Union-Baugesellschaft, jene des Ofenhauses dem Stadtbaumeister A1. Schuhmacher übertragen worden.

Die Herstellung der Eisenkonstruktionen wurde den Firmen Ig. Gridl, Aktiengesellschaft R. Ph. Waagner, Albert Milde & Co und Anton Biró übertragen. (1)