Briefkopf - ALBERT MILDE k. k. Hof-Kunst-Bauschlosser und Eisenkonstrukteur zu Wien; von 7.2.1839 bis 8.11.1904

Administrationsgebäude des Lloyd, I-34100 Triest

Schlosserarbeiten, Konstruktions- Gewichts- und Beschlagsarbeiten, 1880-1882

k. k. Albert Milde

Archivbild: Administrationsgebäude des Österr.-ungar. Lloyd in Triest, Fassade gegen die Piazza grande

Archivbild: Fassade gegen die Piazza grande, (1)
Administrationsgebäude des Österr.-ungar. Lloyd in Triest
nach einer Zeichnung des Architekten Heinrich Freiherr von Ferstel.

 

Archivbild: Administrationsgebäude des Österr.-ungar. Lloyd in Triest, Fassade gegen die Riva del Mandraechio

Archivbild: Fassade gegen die Riva del Mandraechio (2)
Administrationsgebäude des Österr.-ungar. Lloyd in Triest
nach einer Zeichnung des Architekten Heinrich Freiherr von Ferstel.

 

Archivbild: Administrationsgebäude des Österr.-ungar. Lloyd in Triest, Fassade gegen die Riva del Mandraechio

Archivbild: Fassade gegen die Riva del Mandraechio (3)
Administrationsgebäude des Österr.-ungar. Lloyd in Triest
nach einer Zeichnung des Architekten Heinrich Freiherr von Ferstel.

 

Archivbild: Administrationsgebäude des Österr.-ungar. Lloyd in Triest, Grundrisse Mezzanin und Parterre

Archivbild: Grundrisse Mezzanin und Parterre (4)
Administrationsgebäude des Österr.-ungar. Lloyd in Triest
nach einer Zeichnung des Architekten Heinrich Freiherr von Ferstel.

 

Archivbild: Administrationsgebäude des Österr.-ungar. Lloyd in Triest, Grundrisse I. Stock und II. Stock

Archivbild: Grundrisse I. Stock und II. Stock (5)
Administrationsgebäude des Österr.-ungar. Lloyd in Triest
nach einer Zeichnung des Architekten Heinrich Freiherr von Ferstel.

 

Archivbild: Administrationsgebäude des Österr.-ungar. Lloyd in Triest, Längsprofil

Archivbild: Längsprofil (6)
Administrationsgebäude des Österr.-ungar. Lloyd in Triest
nach einer Zeichnung des Architekten Heinrich Freiherr von Ferstel.

 

Archivbild: Administrationsgebäude des Österr.-ungar. Lloyd in Triest, Querprofil

Archivbild: Querprofil (7)
Administrationsgebäude des Österr.-ungar. Lloyd in Triest
nach einer Zeichnung des Architekten Heinrich Freiherr von Ferstel.

 

Archivbild: Administrations-Gebäude des österr.-ungar. Lloyd, Triest, Schmiedeeisernes Gittertor

Archivbild: Schmiedeeisernes Gittertor (8)
für das Administrationsgebäude des Österr.-ungar. Lloyd in Triest,
nach einer Zeichnung des k. k. Oberbaurates Freiherr von Ferstel
ausgeführt von Albert Milde, k. k. Hofschlosser in Wien.

Im Jahre 1879 hatte die Dampfschifffahrts-Gesellschaft des Österr.-Ungar. Lloyd in Triest den Bau eines neuen Administrations-Gebäudes auf einem an der Riva del molo di S. Carlo, also am Hafen, gelegenen Platz beschlossen und sich auf dem Wege einer beschränkten Konkurrenz eine Anzahl von Bau-Entwürfen verschafft, unter denen des Architekten Heinrich Freiherr von Ferstel herrührende, hier gemäß der inzwischen vollzogenen Ausführung mitgeteilte, als bestes ausgewählt wurde. Im Frühjahr 1880 wurde ihm der Bau des Administrations-Gebäudes übertragen. Die Lage des Bauplatzes ist eine vortreffliche. Das Gebäude erhebt sich, vom Wasser nur durch die Straßenbreite der Riva del molo di S. Carlo getrennt, in mächtiger Front gegen den Hafen und die offene See, Richtung nach Westen. Die um die Ecke liegende Nordfront ist nach dem großen freien Platz, Piazza grande, gerichtet, ebenso weithin sichtbar und, weil der Stadt zugekehrt, die Hauptfront des Gebäudes bildend. Die Südfront ist gegen die Sanità, die Ostfront gegen die Via del orologio gerichtet, nur die letztere also gegen eine Straße.

Wenn so prächtig Situierung dem entwerfenden Architekten Freude und Sporn sein konnte, so musste dem ausführenden Architekten diese Freude durch die Sorge etwas beeinträchtigt werden, welche ihm die sichere Fundierung seines Baues bereiten musste Angesichts des schlammigen, noch nicht lange dem Meere abgerungenen Baugrundes, in welchem eingerammte Piloten der größten Länge keinen festen Stand zu finden vermochten. Doch das sind in Triest keine ungewohnten Verhältnisse und stehen Erfahrung und geeignete Materialien zur Überwindung der hierin gebotenen Schwierigkeiten zur Verfügung.

Die Baustelle bildet nahezu ein Quadrat von 63 Meter Seitenlänge. Einen Bau von solcher Ausdehnung hätten nun die Bedürfnisse der Lloyd-Administration allein nicht erfordert. Aber es lag nahe, den verfügbaren Raum für Mietzwecke nutzbar zu machen und so doch die mächtigeren Formen eines großen Gebäudes zu gewinnen, es hoch auftragen und weit hinaus über die Wasserfläche schauen zu lassen. Beiläufig die Hälfte des Gebäudes ist für Vermietung bestimmt. Es ist derart geteilt, dass die gegen die Sanità gelegene Seite als Zinshaus von dem eigentlichen Administrations-Gebäude gesondert ist. Auch der Zinshausteil ist wieder in zwei symmetrische Hälften getrennt.

Die der Administration gewidmete Gebäudehälfte hat den Haupteingang, der übrigens nur als Zugang zu den Repräsentationsräumen dient, vom Platze aus, während die Eingänge zu den Geschäftslokalitäten sowohl an der Riva als auch an der Via del orologio situiert sind. Dieselben liegen in der west-östlichen Hauptachse des Gebäudes und sind durch eine Säulenhalle mit einander verbunden, welche als ein die ganze Tiefe des Gebäudes durchziehendes Vestibüle die Zugänge zu allen Räumen des Administrations-Gebäudes vermittelt und eine Durchfahrt bildet. Zu beiden Seiten dieser Eingänge liegen nämlich die Stiegen, welche zu den Büros im Mezzanin und ersten Stock, sowie zu den Wohnungen im Zweiten Stockwerk führen. Die zweigeteilte Miethaushälfte hat zwei Einfahrten und an jeder derselben eine Wohnungsstiege.

Das ursprünglich für vier Stockwerke projektierte Gebäude hat in der Ausführung wegen besserer Ausbildung der Hauptgeschosse nur drei Stockwerke über dem Erdgeschoss erhalten, und zwar ein Mezzanin, einen ersten Stock, der als Hauptgeschoss gilt, und einen zweiten Stock.

Im Erdgeschoss sind gegen die Riva zu, um das große Vestibül gruppiert, die Büros für die Spedition und das Ankunftsbüro gelegt. Die Ecke von dem großen Platz zur Via del orologio wird für ein Kaffeehaus eingerichtet; die übrigen Räume des Erdgeschosses sind für Verkaufsläden bestimmt.

Das ganze Mezzanin der nördlichen Gebäudehälfte ist von den Büros, deren nähere Verwendung aus den Plänen ersichtlich ist, in Anspruch genommen. Der erste Stock enthält in der Mitte der Hauptfassade den durch zwei Stockwerke gehenden Sitzungs- und Festsaal, daneben die Empfangs- und Sitzungssäle des Verwaltungsrates und die Büros der Direktoren; außerdem Wohnungen. Der zweite Stock enthält durchaus Wohnungen.

Dem Zwecke entsprechend sind die meisten der geforderten Lokalitäten Nutzräume und nur einige wenige haben eine bevorzugte architektonische Behandlung erheischt. In diese letztere Kategorie gehören das Hauptvestibüle, welches in das Mezzanin hinein reicht und welches im Zusammenhang mit der Hauptstiege, einer symmetrischen dreiarmigen Anlage, steht; ferner der Festsaal und die angrenzenden Säle des Verwaltungsrates; endlich die Durchfahrtshalle, ein wirkungsvoller Säulenbau, der den Hof in zwei Teile scheidet, und welche ebenso, wie zu den übrigen Treppen, auch zur Haupttreppe führt.

Von den vier Fassaden sind die beiden gegen den großen Platz und gegen die Riva gewendet, als die weither sichtbaren, vor den anderen ausgezeichnet.

Obgleich die gegen den Platz zu gelegene als Hauptfassade bezeichnet wird, so hat doch die gegen die Riva gekehrte keine geringere Bedeutung, da sie ja den zu Meer Ankommenden zuerst und schon von weiter Ferne sichtbar wird. Aus diesem Grunde ist die Seefassade durch einen Turmbau ausgezeichnet, der sich auf vorspringende Risalite in der Mitte der Front bis zur Höhe von 40 Meter erhebt, wogegen der Fassade nach der Piazza durch den großen Saal im breiten und stark ausladenden Risalitbau der Charakter der Hauptfassade gewahrt bleibt.

Mit Rücksicht auf die freie Lage des Gebäudes am Meer und an einem großen Platz sind die Architekturformen für die Wirkung auf die Ferne einfach, aber in kräftiger Gliederung gehalten. Das Erdgeschoss ist mit dem Mezzanin durch eine einfache Rustika-Bekleidung zu einem Geschoss zusammengezogen und entspricht dieser Gesamthöhe auch in der Tat das große Vestibüle und die korrespondierende Brunnennischen der Hauptfassade. In gleicher Weise sind auch die beiden oberen Stockwerke zusammengefasst, und zwar an den beiden Hauptfassaden sowie an den Risaliten der Fassade in der Via del orologio durch Säulen und Pilaster korinthischer Ordnung, in den Risaliten der vierten Fassade endlich durch Rustikastreifen. Die Fenster des Hauptgeschosses treten durch kräftige Profilierungen hervor, wogegen die kleineren Fenster des zweiten Stockes in mäßiger Plastik gehalten sind.

Das Bauwerk wird an allen vier Seiten durch ein Kräftiges, der korinthisches Säulenordnung konformes Kranzgesimse abgeschlossen, über dem sich eine Balustrade herumzieht. Nur an der Hauptfassade gegen den Platz wird diese Höhe noch überragt durch eine Attika, welche in der Mitte von einer das Wappen umgebenden Figurengruppe und auf den Postamenten von vier Statuen gekrönt wird.

Der Turm der Seefassade steigt in zwei stark markierten Absätzen über die krönende Attika empor.

Die großen Nischen in den beiden Eckrisaliten der Hauptfassade erhalten figurengeschmückte Brunnen.

Der bildnerische Schmuck besteht aus folgenden figuralischen Darstellungen: Die Mittelgruppe auf der erhöhten Attika der Platzfassade stellt zwei geflügelte weibliche Schildhalterin dar, denen Kindergestalten mit allegorischen Emblemen, die friedliche Arbeit einerseits und den Kampf mit dem Meer andererseits kennzeichnend, beigestellt sind. Der friedlichen Arbeit wird der Ölzweig, dem Elementen-Bekämpfer wird der Lorbeerkranz gereicht.

Die Attika-Figuren zu beiden Seiten der Mittelgruppe zeigen, den allegorischen Knabengestalten entsprechend, einerseits Vulkan und Merkur, andererseits Aeolus und Poseidon.

Zu beiden Seiten des Turmes der Seefassade sind die Gestalten der die Seefahrer beschützenden Göttinnen Leukothea mit ihrem Sohn Palaemon (die hilfreiche Göttin der Schiffbrüchigen mit dem Gott des sicheren Hafens) und Urania, das Sinnbild des gestirnten Himmels, die Führerin auf pfadlosem Meer.

In den beiden Zwickel-Figuren im ersten Stock der Hauptfassade werden der Reichtum und die Macht auf dem Meer und zu Lande zum Ausdruck gebracht.

Die beiden großen Nischen der Hauptfassade umfassen je einen Brunnen mit einer Figurengruppe, die eine das Meer als majestätische Naturerscheinung, die andere das Quellwasser als unentbehrliches Heil- und Genussmittel darstellend.

Die Steinverkleidung an den Fassaden bezieht sich auf die ganze Fläche des Erdgeschosses und Mezzanins und auf alle Gliederungen und Ornamente der beiden oberen Geschosse, während die Fläche der letzteren in Mörtelputz hergestellt ist. Der Sockel des Gebäudes, die Sohlbank der Erdgeschossfenster inbegriffen, ist aus einem vortrefflichen harten Kalkstein aus Orsera in Istrien, alle übrigen Steinarbeiten der Fassaden, sowie sämtliche Figuren sind aus Grisignanostein gearbeitet. Von Karststein sind sämtliche Stiegen, die Säulen in der Durchfahrtshalle, im Speditions-Vestibüle und im Kaffeehause hergestellt, sowie die Pflasterungen in allen Vestibülen. An der Hauptstiege sind Säulen und Pfeiler aus rotem Veroneser Marmor und die sind die Postamente und Stiegengeländer aus Grisignanostein gearbeitet. Sämtliches Steinmaterial in dem großen Stiegenhaus ist ebenso wie die Säulen in dem Speditions-Vestibül und wie jene des Kaffeehauses geschliffen und poliert.

Die Zwischendecken in dem Gebäude sind auf eisernen Trägern eingewölbt. Auch die Decke des großen Saales ist aus Eisen konstruiert und sind die Felder mit dünnen Gewölben ausgeführt.

Die Arbeiten sind, soweit es möglich war, von Triester Firmen ausgeführt worden, ein Teil der Arbeiten wurde Wiener Geschäftsleuten übertragen.

 

Architekt: Heinrich Freiherr von Ferstel, k. k. Oberbaurat und Professor in Wien
Bauführer: Architekt Josef Horwath aus Wien;
ein Schüler des Architekten Ferstel
Maurerarbeiten: Dr. E. Geiringer, J. Vallon, A. Fumis und J. Jessersitz in Triest
Steinmetzarbeiten: a) in Karststein (Cava romana) H. Rieter,
b) in Orserastein A. Tamburlini,
c) in Grisignanostein "Società degli operai scalpellini" in Triest
Zimmermannsarbeiten: A. Tonnics in Laibach
Schlosserarbeiten,
Konstruktions- Gewichts-
und Beschlagsarbeiten:
Herr Albert Milde, k. k. Hofschlosser in Wien
Tischlerarbeiten: J. Dasatiel in Wien
Stuckkaturarbeiten: A. Pelloni in Triest und A. Detoma in Wien
Spenglerarbeiten: J. Pilotti in Triest
Glaserarbeiter: J. Ranke in Wien und Vigolla & Bellovitis in Triest
Anstreicherarbeiten: J. Bachschmid in Triest
Malerarbeiten: J. Schönbrunner in Wien
Bildhauerarbeiter: J. Pokorny in Wien, H. Härdtl in Wien und
"Società degli operai scalpellini" in Triest
Terrakotten: "Wienerberger Ziegelfabriks- und Baugesellschaft"
Öfen: A. Cavazzani in Triest
Wasserleitungen und Kanäle: J. Gramlik in Wien
Gasleitungen: Kommunal-Gasfabrik in Triest
elektrische Beleuchtung: Ganz & Comp. in Pest
eichene Fußböden: J. Pongraz in Agram
englische Aborte: J. Schweikhart in Triest

 

Der Bau hat im Sommer 1880 begonnen und wurde am 6. Dezember desselben Jahres in die Turmfundamente in feierlicher Weise der Grundstein gelegt. Zur Erinnerung an diesen Akt wurde auch eine Medaille geprägt. Im Mai 1882 wurden die Büros bezogen; alle übrigen Räume des Gebäudes, die Festlokalitäten inbegriffen, wurden im Herbst übergeben.

Die Kosten des Baues und der inneren Ausstattung, aber ohne jene für den Baugrund, sind auf circa 900.000 fl. [ca. 9'900.000 Euro; März 2011] belaufen. (9)