Briefkopf - ALBERT MILDE k. k. Hof-Kunst-Bauschlosser und Eisenkonstrukteur zu Wien; von 7.2.1839 bis 8.11.1904

Wiener Universität, 1010 Wien, Universitätsring 1

Drei Gittertore, Zweiflügeliges Haupt-Gittertor, Oberlichten, usw., 1873-1884

k. k. Albert Milde

Archivbild: Wiener Universität, Perspektivische Fassade gegen den Universitätsring

Archivbild: Wiener Universität, Perspektivische Fassade gegen den Universitätsring (1)

 

Archivbild: Wiener Universität, Eckpavillon

Archivbild: Wiener Universität, Eckpavillon (2)

 

Archivbild: Wiener Universität, Ansicht gegen den Universitätsring

Archivbild: Wiener Universität, Ansicht gegen den Universitätsring (3)

 

Archivbild: Wiener Universität, Ansicht gegen den Rathauspark

Archivbild: Wiener Universität, Ansicht gegen den Rathauspark (4)

 

Archivbild: Wiener Universität, Schnitt durch die Längsachse des großen Hofes

Archivbild: Wiener Universität, Schnitt durch die Längsachse des großen Hofes (5)

 

Archivbild: Wiener Universität, Querschnitt

Archivbild: Wiener Universität, Querschnitt (6)

 

Archivbild: Wiener Universität, Einer der kleinen Höfe in Backsteinarchitektur

Archivbild: Wiener Universität, Einer der kleinen Höfe in Backsteinarchitektur (7)

 

Archivbild: Wiener Universität, Arkaden des großen Hofes

Archivbild: Wiener Universität, Arkaden des großen Hofes (8)

 

Archivbild: Wiener Universität, Die große Festtreppe

Archivbild: Wiener Universität, Die große Festtreppe (9)

 

Archivbild: Wiener Universität, Treppe für die Studierenden

Archivbild: Wiener Universität, Treppe für die Studierenden (10)

 

Wiener Universität, Haupteingang mit den drei Gittertore

Wiener Universität, Haupteingang mit den drei Gittertore (11)
von Albert Milde, k. k. Hofschlosser in Wien gefertigt

 

Archivbild: Wiener Universität, Schmiedeeisernes zweiflügeliges Haupt-Gittertor mit einer durchlaufenden Bordüre und Oberlichte

Archivbild: Wiener Universität, Schmiedeeisernes zweiflügeliges Haupt-Gittertor (12)
mit einer durchlaufenden Bordüre und Oberlichte,
nach einer Zeichnung des Architekten Niedzielsky,
ausgeführt von Albert Milde, k. k. Hofschlosser in Wien.

 

Wiener Universität, schmiedeeisernes zweiflügeliges Haupt-Gittertor

Wiener Universität, schmiedeeisernes zweiflügeliges Haupt-Gittertor (13)
von Albert Milde, k. k. Hofschlosser in Wien gefertigt

 

Archivbild: Wiener Universität, schmiedeeisernes zweiflügeliges Neben-Gittertor mit einer durchlaufenden Bordüre und Oberlichte

Archivbild: Wiener Universität, schmiedeeisernes zweiflügeliges Neben-Gittertor (14)
mit einer durchlaufenden Bordüre und Oberlichte,
nach einer Zeichnung des Architekten Niedzielsky,
ausgeführt von Albert Milde, k. k. Hofschlosser in Wien.

 

Wiener Universität, schmiedeeisernes zweiflügeliges Neben-Gittertor

Wiener Universität, schmiedeeisernes zweiflügeliges Neben-Gittertor (15)
von Albert Milde, k. k. Hofschlosser in Wien gefertigt

 

Wiener Universität, schmiedeeiserne Oberlichte des Neben-Gittertores

Wiener Universität, schmiedeeiserne Oberlichte des Neben-Gittertores (16)
von Albert Milde, k. k. Hofschlosser in Wien gefertigt

Die Universität, 1010 Wien, Universitätsring 1 (früher Franzens-Ring) wurde in den Jahren 1873 bis 1883 von Architekt Heinrich Ferstel, ebenfalls im Stil der italienischen Renaissance, erbaut und am 11. Oktober 1884 feierlich eingeweiht.

Mitgeteilt von Architekt Max Freiherr von Ferstel, Dozent für mittelalterliche Baukunst an der k. k. technischen Hochschule zu Wien:

„Mit der Vorlage des Planes für den Bau der Wiener Universität, mit welchem Auftrage ich durch das Vertrauen des k. k. Ministerium für Kultus und Unterricht beehrt wurde, tritt eine der bedeutendsten architektonischen Unternehmungen der Gegenwart in die wichtigste Phase ihrer Entscheidung. Ich bin mir bewusst, dieser großen Baufrage seit jener Zeit, als mir ein Einfluss auf dieselbe eingeräumt wurde, mit größter Hingebung gedient und zur Ordnung der zahlreichen Vorfragen redlich mitgewirkt zu haben, ja ich darf es wohl aussprechen, dass ich dieser einen Aufgabe, welche ich gewissermaßen als das Endziel meiner künstlerischen Bestrebungen betrachte, jede Beteiligung bei den übrigen großen Bauunternehmungen zu Opfer brachte.“

Mit diesen Worten leitete Ferstel, der es überhaupt liebte, seinen künstlerischen Intentionen auch durch das Wort Ausdruck zu verleihen, im Mai 1872 die Denkschrift ein, in der er die Pläne für den Neubau der k. k. Universität dem Unterrichts-Ministerium erläuterte. Die Worte, die Ferstel in Vollkraft seines künstlerischen Wirkens und im blühendsten Mannesalter stehend wie vorahnend niederschrieb, sollten leider zu traurigsten Wahrheit werden; Ferstel’s größtes Werk, in dem er gleichsam das Resultat seines gesamten künstlerischen Strebens verkörpern wollte, wurde auch zum Schlussstein seines Lebens. Er starb nach kurzer Krankheit wenige Monate bevor im Beisein Sr. Majestät des Kaisers das Gebäude seiner Bestimmung übergeben wurde; Anfang und Ende seiner an Ehren und Auszeichnungen, aber auch an mühevoller Arbeit reichen Laufbahn, die Votivkirche und die Universität, stehen räumlich nahe beisammen; jene das Erstlingswerk eines begeisterten Jünglings, diese die gereifte Schöpfung des erfahrenen Künstlers, beide Werke aber, obwohl in stilistischer Hinsicht grundverschieden, dadurch einander ähnlich, dass sie beide durchhaucht erschienen von jener herzerfreuenden Liebenswürdigkeit, die den Künstler selbst in so hohem Maße auszeichnet.

Die Geschichte des Wiener Universitätsbaues beginnt streng genommen schon Ende des 14. Jahrhunderts; der erlauchte Gründer unserer Hochschule, Herzog Rudolph der Stifter hatte nämlich die Absicht, für seine Lieblingsschöpfung im großartigsten Maßstabe zu sorgen und bestimmte eine ganzen Stadtteil zwischen dem Burg- und Schottentor, in nächster Nähe des Platzes, auf dem sich heute der Neubau der Universität erhebt, zum Studentenviertel. Kaiser Karl IV., die Konkurrenz für seine Prager Hochschule fürchtete, wusste den großangelegten Plan zu vereiteln, und die Wiener Hochschule musste in drei räumlich wenig geeigneten Gebäuden dem Dominikanerkloster gegenüber untergebracht werden. Durch Erwerb der angrenzenden Realitäten, durch Zu- und Umbauten entstand jenes Gebäudekonglomerat an der Dominikanerbastei, in dem unsere Hochschule bis zum Jahr 1883, einzelne Disziplinen noch länger, notdürftig untergebracht waren.

Wie sehr sich der Raummangel, insbesondere der Mangel geeigneter und den einfachsten hygienischen Bedürfnissen Rechnung tragenden Räume allgemach fühlbar machte, beweist der Umstand, dass schon in den ersten Jahrzenten unseres Jahrhunderts, also in einer Zeit, die den baulichen Bestrebungen sonst ziemlich ablehnend gegenüberstand, an einen Neubau gedacht wurde; aber erst 1845 nahm der Gedanke dadurch präzise Form an, dass Minister Graf Thun die Professoren Van der Nüll und Siccardsburg beauftragte, Pläne für den Neubau eines Universitätsgebäudes mit Rücksicht auf den freien Platz vor der „Gewehrfabrik“ auszuarbeiten. Auf einem Teil dieses Baugrundes wurde Mitte der Fünfziger-Jahre mit dem Bau der Votivkirch begonnen, und obwohl sich nun herausstellte, dass der verbleibende Rest für ein auch der Zukunft Rechnung tragendes Universitäts-Gebäude zu knapp bemessen sei, hielt man doch mit bewunderungswürdiger Zähigkeit an dem einmal gewählten Platz fest, und von Hofrat von Löhr wurde noch 1858 der Versuch gemacht, mit Zuhilfenahme eines Teiles der alten „Gewehrfabrik“ den Bau der Universität doch noch an jener Stelle zu ermöglichen. Auch dieses Projekt blieb unausgeführt, die Angelegenheit drohte abermals einzuschlafen, als vom Unterrichtsminister Freiherr von Hye neuerdings der Versuch gemacht wurde, die Baufragen, welche die Interessen unserer Hochschule in so hohem Maße berührte, einem gedeihlichen Ende zuzuführen. Der Minister übergab die Durchberatung der Baufrage einem Komitee, dem Ferstel als technischer Beirat zugezogen wurde; neben der Fixierung des für den Neubau nötigen Raumerfordernisses hatte das Komitee auch noch über den Bau als geeigneten erscheinende Plätze Bericht zu erstatten.

Trotz Ferstel’s Widerstreben wurde der von ihm schon längst als ungeeignet erkannte Platz hinter der Votivkirche inklusive der alten „Gewehrfabrik“ und zweier auf der anderen Seite der Währingerstraße gelegene Stadterweiterungsgründe in Vorschlag gebracht. Das chemische Laboratorium, dessen Neubau am allerdringendsten erschien, wurde auf einem der letztgenannten Gründe nach Ferstel’s Entwürfen im Jahr 1869 begonnen und 1871 vollendet, der andere für das anatomisch-physikalische Institut bestimmte Stadterweiterungsgrund später von der Unterrichtsverwaltung veräußert.

Ferstel wurde nach Berichterstattung des Komitees vom Unterrichts-Ministerium beauftragt, für die vom Komitee in Vorschlag gebrachten Gründe ein Projekt für den Neubau des Hauptgebäudes der k. k. Universität auszuarbeiten, ging nur, weil ihm der vorgeschriebene Platz allzugroße Beschränkungen auferlegte, sondern auch weil inzwischen die Möglichkeit einer monumentalen Verbauung des „Paradeplatzes“ näher gerückt war. Im Jahr 1870 wurde an allerhöchster Stelle die Verbauung dieses Platzes genehmigt, und zu Ende dieses Jahres die Parzellierung definitiv festgestellt, und demzufolge die Universität und das Parlament auf diesem Territorium ausgeführt werden sollte. Später wurde von der Gemeinde Wien durch Tausch auch noch der Platz zwischen den beiden genannten Monumentalbauten für das neue Rathaus erworben. Nach endgültiger Regelung der Platzfrage ging Ferstel im Winter 1871 nach Rom und entwarf dort die ersten Skizzen für den Bau; im Frühjahr 1872 war der Entwurf vollendet und erhielt auch die Genehmigung Sr. Majestät. Ein ganzes Jahr aber, reichlich ausgefüllt durch dringend notwendige Vorarbeiten, verfloss, bevor der Bau in Angriff genommen werden konnte. Die Schwierigkeit, den mächtigen Bau auf dem vielfach aufgefüllten und von Minengängen aus der Zeit der Türkenbelagerung durchschnitten Terrain genügend zu fundieren, sowie die Knappheit der alljährlich vom Parlament zur Weiterführung dieses Baues genehmigten Geldmittel liesen ihn langsamer fortschreiten, als ursprünglich projektiert war und verzögerten seine Vollendung um mehr als vier Jahre. Am 14. Juli 1883, kurz vor Vollendung des Baues, starb Ferstel nach kurzer Krankheit; in pietätsvoller Weise führte eine Schaar treuer Schüler des Meisters unter Leitung des langjährigen Mitarbeiters Ferstel’s, Hofrates Köchling, den Bau zu Ende, den Intentionen des Verstorbenen nach Möglichkeit Rechnung tragend. Trotz aller Anstrengungen konnte jedoch nicht verhindert werden, dass sich gerade bei der Dekoration der Arkaden des großen Hofes und bei Ausgestaltung der Festlokalitäten kleinliche Sparsamkeitsgründe geltend machten, welche die Ausführung der schönen Ideen Ferstel’s zum Teile unmöglich machten.

Das Universitätsgebäude, dessen Hauptabmessungen 161 x 133 Meter betragen und das ein Gesamtareal von 21.413 m² bedeckt, von dem 14.530 m² verbaut sind, der Rest auf Höfe entfällt, enthält der Hauptsache nach sämtliche Auditorien, mit Ausnahme derjenigen, die in separaten Instituten untergebracht sind, die Säle für Staatprüfungen und Rigorosen, diverse Museen, eine Anzahl Institute und Seminare, die Dekanatskanzleien für sämtliche Fakultäten mit den dazugehörigen Sitzungssälen, das Rektorat, die Aula mit ihren Nebensälen, die Bibliotheksräume und eine Anzahl Natural- und Dienerwohnungen.

Das Postulat, Räume so heterogener Art in einem Gebäude unterzubringen, veranlasste den Künstler, die gleichwertigen Räume in Gruppen zusammenzufassen, wodurch er einerseits eine ungemeine klare Grundrissdisposition, andererseits jene reizvolle Silhouette erzielte, die dieses Gebäude in so hohem Maße auszeichnet. Der Hauptachse nach besteht der Universitätsbau aus zwei langgestreckten, zur Hauptachse symmetrisch angelegten Flügel, die gegen die Ringstraße zu durch die Festlokalitäten, an der Rückfront durch den Bibliothekstrakt mit einander verbunden sind und ihrer Mitte einen großen, im Niveau des Hochparterres gelegenen Arkadenhof von 3.300 m2 Grundfläche umschließen.

Dieser große Zentralhof ist in jeder Hinsicht als Mittelpunkt der ganzen Bauanlage zu betrachten; er hat den mangelnden Universitätsplatz zu ersetzen, ist für die Orientierung in dem weitläufigen Gebäude aus dem Grunde sehr wichtig, weil alle Treppenhäuser von hier aus zu erreichen sind; er bot die höchst willkommene Gelegenheit, den Auditorien, die an der geräuschvollen Ringstraße und Universitätsstraße nicht angeordnet werden konnten, hier eine ruhige Lage zu verschaffen, und ist endlich auch in formaler Hinsicht das Zentrum des ganzen Gebäudes, weil sich von hier aus die Formen und Motive für die Außenfassaden entwickeln. Außer diesem Zentralhof sind in jedem Längsflügel zwei größere und zwei kleinere Höfe angeordnet, hauptsächlich dazu bestimmt, den Kommunikationen und Klosettanlagen Licht und Luft zuzuführen.

Die Hauptkommunikationen liegen in zwei senkrecht aufeinander stehenden Achsen; in der Mittelachse und in einer durch die beiden Seiteneingänge und die großen Treppenhäuser gelegten Querachse; außerdem besitzt das Gebäude noch zwei Eingänge an der Hinterfront, die jedoch ausschließlich dem internen Verkehr dienen.

In der Hauptachse erreicht man über eine breite Freitreppe, zu deren obersten Podest auch zwei Rampenarme emporführen, ein großes säulengeteiltes Vestibül, rechts und links von diesem gelangt man durch zwei Hallen in die beiden großen Treppenhäuser, die sowohl durch ihre großartige Raumwirkung, als auch in Folge ihrer architektonischen Durchbildung zu den hervorragendsten Bauteilen des Hauses zählen. Außer den beiden Haupttreppenhäusern vermitteln noch vier andere monumental ausgestattete Treppen und vier Diensttreppen die Verbindung der Stockwerke untereinander; für die Bibliothek ist eine separate dreiarmige Stiege angeordnet.

Während die Gruppierung der den einzelnen Fakultäten zugewiesenen Räume, die Anordnung der Hörsäle, Seminare, Sammlungen usw. zur Genüge aus den Plänen erhellt, erfordert die Gruppe der Festlokalitäten einerseits, die der Bibliotheksräume andererseits eine kurze Erläuterung.

An dem große, gegen die Ringstraße zu gelegenen und durch einen mächtigen Aufbau an der Hauptfassade zur Geltung gebrachten großen Festsaal schließen sich einerseits der kleine Festsaal, andererseits die Repräsentationsräume des Rektorates an, denen gegen den Arkadenhof zwei Vorsäle vorgelegt und die durch zwei Atrien mit den großen Treppenhäusern in Verbindung gebracht wurden. Jeder dieser Festräume nun kann für sich allein benützt, oder bei besonders hervorragenden Gelegenheiten die Raumgruppe zu einem großen Festappartement vereint werden. Alle Räume sind ihrer Bedeutung entsprechend dekorativ durchgebildet, nur die Aula entbehrt noch ihres Hauptschmuckes, der Deckengemälde und der Skulpturen, deren Ausführung einer späteren Zeit vorbehalten blieb.

Die Bibliothek, für sich eine abgeschlossene Baugruppe bildend, besteht im Wesentlichen aus dem großen Lesesaal, den Kanzleien, den Bücherdepots und der Bibliothekstreppe. Der 830 m² große, durch Oberlichte erhellte Lesesaal bietet 400 Studierenden an bequem konstruierten Lesetischen Platz und ermöglicht außerdem noch die Aufstellung einer Handbibliothek von ungefähr 30.000 Bänden; gegen den Arkadenhof zu schließen sich die Büros der Bibliotheksverwaltung, sowie ein Lesezimmer für die Professoren an, während unter, zur Seite und über diesen Lokalitäten die Büchermagazine liegen, die eine Bibliothek von einer halben Million Bände aufzunehmen im Stande sind und durch Treppen und Aufzüge mit den Leseräumen in bequeme Verbindung gebracht wurden. Hinsichtlich der Gruppierung und der Einrichtungen richtete sich Ferstel in der Hauptsache nach der Bibliothek St. Genèvieve in Paris.

Von eminent wichtiger Bedeutung für das Gebäude war die Anlage der Heizung und Ventilation, die nach Angabe des in diesem Fach so hochverdienten Hofrates Dr. Böhm ausgeführt wurde. Aus verschiedenen gewichtigen Gründen wurde von einem einheitlichen Heizungssystem Abstand genommen und für die einzelnen Räume je nach ihrer Größe und Verwendung Dampfluftheizung, direkte Dampfheizung, Kaloriferes oder Mantelfüllöfen in Verwendung gebracht; überall aber wurde für einen genügenden Luftstoffwechsel Sorge getragen, und dort wo eine energische Ventilation geboten erschien, so namentlich in den Hörsälen und in der Bibliothek, die Lufterneuerung mit Motorenbetrieb durchgeführt. Die Kesselhäuser für die Heizung und Ventilation wurden in den rückwärtigen Teil des Arkadenhofes situierten Zisterne gesaugt und durch geräumige Schläuche den Heizkammern zugeführt.

Wenn schon ein Monumentalbau von so kolossaler Ausdehnung und die Erfüllung eines so komplizierten Programmes dem entwerfenden Künstler unter allen Umständen große Schwierigkeiten bereitet, so erwuchs hier aus der Knappheit der bewilligten Bausumme, die als unüberschreitbar hingestellt wurde, ein weiteres erschwerendes Moment, mit dem Ferstel schon bei der Wahl des Baumaterials ernstlich zu rechnen hatte. An eine vollständige Verkleidung der Fassaden mit Hausstein konnte nicht gedacht werden, wenn ein dichtes, dem monumentalen Charakter des Baues entsprechendes Steinmaterial verwendet werden sollte. So entschloss sich denn Ferstel, den Arkadenhof aus Groisbacher und das Sockelgeschoß der Außenfassaden aus Wöllersdorfer Stein, sämtliche Architekturteile der übrigen Stockwerke aus Grisignano herzustellen, die glatten Flächen jedoch zu verputzen. Der Fries des Hauptgesimses, die Figurenzwickel der Bogenfenster im ersten Stock, sowie einige andere Architekturteile und die Gliederung der in Ziegelfugenbau ausgeführten großen Seitenhöfe wurden in Terrakotta ausgeführt. Sgrafitten kamen an der Außenfront der Bibliotheksfassade und in kleinen Seitenhöfen zur Verwendung.

Auch beim inneren Ausbau des Universitätsgebäudes musste mit Rücksicht auf die knappen Mittel unter den zur Anwendung kommenden Dekorationsweisen vorsichtige Wahl getroffen werden; doch kamen Säulen aus Mauthausener und böhmischem Granit im Vestibül, in einem der großen Treppenhäuser und im Bibliothekssaale zur Verwendung, während die großen Treppen aus Sterzinger und Laaser Marmor hergestellt wurden. Reichliche Anwendung fand jedoch das aus freier Hand in Weißkalkmörtel aufgetragene Ornament, mit dessen Technik Ferstel namentlich durch die unter seiner Leitung durchgeführte Aufnahme des Schlosses „Stern“ in Böhmen gründlich vertraut geworden war.

Auch der Plastik stand beim Schmucke des Universitätsbaues ein weites Feld offen; die Balustraden der Hauptfassade, sowie die Risalite der Seitenfassaden sind mit Statuen geschmückt, die Bezug haben auf die vier Fakultäten der Universität; in den Nischen der Eckpavillons stehen Porträtsstatuen hervorragender Gelehrter, Lehrer und Förderer der Wissenschaft und die von Löwenköpfen gehaltenen Medaillons zeigen Reliefsporträts in der Manier der Robbia’s. Den vornehmsten plastischen Schmuck jedoch erhielt das Gebäude am Mittelbau der Hauptfassade durch das schone Giebelfeld Tautenhayn’s, Minervens Geburt; eine geflügelte Nike und zwei Sphinx krönen den Giebel. In einer Arkade des rechtsseitigen Treppenhauses wurde die lebensgroße Porträtfigur Sr. Majestät von Professor von Zumbusch aufgestellt.

Die drei Haupteingangsgittertore wurden von k. u. k. Hof- Kunstschlosser Albert Milde angefertigt

Die Gesamtkosten des ganzen Baues stellen sich auf rund 7‘700.00 Gulden [ca. 84.700.000 Euro März 2011], von welcher Summe die innere Einrichtung und die gesamte Bauregie zu bestreiten waren; es berechnen sich somit die Kosten für 1 m² verbaute Fläche im Durchschnitt mit rund 400 Gulden [ca. 44.000 Euro März 2011]. (17)

Baumeisterarbeiten 3.110.000
Steinmetzarbeiten 1.500.000
Zimmermansarbeiten 120.000
Brunnen 2.000
Tischlerarbeiten 445.000
Eisenkonstruktion und Schlosserarbeiten 483.000
Anstreicherarbeiten 47.000
Glaserarbeiten 31.000
Spenglerarbeiten 93.000
Schieferdeckerarbeiten 22.000
Maschinelle Einrichtungen der Heizung und
Ventilatoren, Kaloriferes und Öfen
419.000
Gasleitungen und Beleuchtungskörper 61.000
Wasserleitungen 31.000
Pflasterungen 76.000
Terrakotten, Tonfliesen und Verkleidungsziegel 140.000
Figurale Bildhauerarbeiten 128.000
Ornamentale Bildhauerarbeiten 223.000
Stuckaturarbeiten 116.000
Malerarbeiten und Sgrafitten 52.000
Pneumatische Uhren 7.000
Blitzableiter und Telegraphen 6.000
Vergolderarbeiten 2.000
Mechanische Aufzüge 6.000
Tapeziererarbeiten 5.000
Jalousien und Plachen 6.000
Klosetts 7.000
Diverse Einrichtungen und kleinere Arbeiten 32.000
Bauregie 503.000
Zusammen [ca. 84.700.000 Euro März 2011] fl. 7.673.000