Briefkopf - ALBERT MILDE k. k. Hof-Kunst-Bauschlosser und Eisenkonstrukteur zu Wien; von 7.2.1839 bis 8.11.1904

k. k. Österr. Museum für Kunst und Industrie

Allgemeines und Architektur; 1868-1871

k. k. Albert Milde

Archivbild 1: Museum für Kunst und Industrie; Fassade zur Ringstraße bzw. Wienfluß

Archivbild 1: Museum für Kunst und Industrie
Fassade zur Ringstraße bzw. Wienfluß
(1)

Die Baufrage des österreichischen Museums (2)

In der kurzen Geschichte des österreichischen Museums nimmt die Baufrage eine so hervorragende Stelle ein, dass wir unseren Lesern von dem Stande derselben ausführlichen Nachricht zu geben uns veranlasst sehen. Wie dringlich dieselbe ist, bedarf keiner ausführlichen Erörterung: allerdings, welche die Ausstellung des Museums besuchen oder den Vorlesungen beiwohnen, kennen die Übelstände der Räumlichkeiten, unter welchen die Tätigkeit dieser Anstalt wie unter einem drückenden Alp leidet. Unseren Lesern ist auch bekannt, dass die Eingabe, welche seiner Zeit das Kuratorium wegen eines Neubaus an Se. Majestät gerichtet hat, vom glücklichsten Erfolge begleitet gewesen und dass dem Museum der aller höchsten Entschließung vom 30. Juli 1867 die nächst der Stubenbrücke gelegene, einerseits von der Ringstraße, andererseits vom Wienflusse begrenzte Areal als Bauplatz unentgeltlich überlassen worden ist.

Im gegenwärtigen Augenblicke handelte sich nur noch um die Bestimmung der Baulinie, und da die Verhandlungen hierüber in den verschiedenen Sektionen des Gemeinderates sehr langsam vor sich gehen und auf verschiedene Schwierigkeiten gestoßen sind, so hat sich Se. Exzellenz der Herr Minister des Innern bestimmt gefunden, ein Schreiben dessen Wortlaut hiermit reproduzieren, an den Herrn Bürgermeister von Wien zu richten:

 

Euer Hochwohlgeboren!

Ich habe die Ehre, Eurer Hochwohlgeboren die von dem Architekten Professor Ferstel verfassten Pläne für den Bau des Industrie-Museums mit dem Bemerken zu übermitteln, dass vom Standpunkte des, bei der Überlassung des Bauplatzes gemachten Vorbehaltes der Genehmigung der Baupläne hierorts keine Anstand obwalten würde, dieselben befürwortend Sr. Majestät vorzulegen.

Bevor dies jedoch veranlasst wird, halte ich es für notwendig, dass die von Seiten der Gemeindevertretung erhobenen Bedenken in Betreff des den Bauplatz durchziehenden Unratskanales beseitigen und sonach die Angelegenheit vollkommen geordnet werde.

Zur möglichen Vereinfachung wurde die Besichtigung des Bauplatzes von den Vertretern sämtlicher Interessenten vorgenommen und hierauf der Gegenstand einer Beratung derselben unterzogen, deren Ergebnis Eurer Hochwohlgeboren aus dem beiliegenden Protokolle vom 3. Jänner 1868 entnehmen wollen.

Hiernach muss entweder eine Umlegung dieses Kanales oder eine Vorrückung des Gebäudes gegen die Ringstraße stattfinden.

Sämtliche Vertreter haben sich für die letzte Modalität als die zweckmäßigste, billigste und auch, wie die anwesenden Fachmänner umständlich nachgewiesen haben, in ästhetischer Beziehung anzuempfehlen ausgesprochen, und auch die Herren Vertreter der Gemeinde haben nach Einsichtnahme des Planes und umständlicher Erörterung der vorgebrachten Bedenken mit höchst anerkennungswerter Bereitwilligkeit im Interesse der Sache ihre Unterstützung in Aussicht gestellt.

Mit Beziehung auf die umständlichen Erörterung des Gegenstandes im Protokoll und unter Anschluss des Schreibens Seiner kaiserlichen Hoheit des durchlauchtigsten Herrn Protektors des Museums sowie des Planes, aus welchem die neue Situation des Gebäudes ersichtlich ist, beehre ich mich Eurer Hochwohlgeboren dringend zu ersuchen, die gefällige Zustimmung der geehrten Gemeindevertretung zur Anbringung des projektierten Risalits an der Ringstraße mit gütiger Beschleunigung anher bekannt geben zu wollen, wobei ich bemerke, dass die von der Gemeinde gewünschte Entfernung des Gebäudes mit 20° vom Gitter des Stadtparkes eingehalten werden, und die weitere Einleitung wegen Entfernung Pulververschleißmagazins im Sinne des Beschlusses der Kommission veranlasst wird.

Zur Beschleunigung der Angelegenheit dürfte es beitragen, wenn unter Einem die Amtshandlung der Baubehörde wegen Erteilung des Baukonsenses auf Grundlage der vorgelegten Pläne eingeleitet und allenfalls gewünschte weitere Auskünfte und Behelfe im kurzen Wege von Professor Ferstel entgegengenommen würden.

Sollte diese Amtshandlung jedoch längere Zeit in Anspruch nehmen, so bitte ich unter Zurückhaltung der Pläne doch die vorbesprochene Zustimmung abgesondert gefälligst mir mitteilen zu wollen, um in die Lage zu kommen, sogleich Sr. Majestät den Vortrag zu erstatten.

Bei dem hohen Interesse, welches der Bau dieses Museums in Anspruch nimmt und im Hinblick auf die im Schreiben des durchlauchtigsten Museums-Protektors enthaltene Erörterung der unabweisbaren Notwendigkeit der baldigen Herstellung dieses Baues, erlaube ich mir die freundliche Mitwirkung Eurer Hochwohlgeboren zur baldigen Vereinbarung dieser Angelegenheit in Anspruch zu nehmen.

Genehmigen etc.
(Gez.) Giskra
Wien am 9. Jänner 1868

Die Mitteilungen. welche in den letzten Wochen über neuere Sitzungen der Sektionen des Gemeinderates und über die lebhaften Debatten, die dabei in Angelegenheit des Neubaus geführt wurden, in die Öffentlichkeit gedrungen sind, lassen erkennen, dass im Schosse dieser Versammlung noch immer irrige Vorstellungen über den Stand der Baufragen des Museums herrschen. Die Opposition, welche im Gemeinderat sich in dieser Frage geltend macht, ist indes – vielleicht mit einer oder der anderen, durch persönliche Motive veranlassten Ausnahme – keine Opposition gegen das Museum, sondern lediglich eine von den besten Gesinnungen für das Institut geleitete Opposition gegen den vorerwähnten für den Museumsbau gewählten Platz. Die Gegner des Projekts, das Museum auf dem Platze neben der Stubenbrücke zu erbauen, wünschen nämlich, dass ein noch günstigerer Platz angewiesen werde. Allein sie vergessen dabei, dass es ungeachtet der vielfachen Verhandlungen, welche über diese Frage bereits stattgefunden haben, bisher nicht gelungen ist, über die allgemeine Behauptung, dass es solche Plätze gäbe, hinausgekommen und eine wirklich geeignete und für diesen Zweck verfügbare Lokalität konkret zu bezeichnen; sie übersehen ferner, dass dem Museum der Platz neben der Stubentorbrücke bereits von Sr. Majestät unentgeltlich zugewiesen und vom Kuratorium, dem Unterrichts-Ministerium und dem Herrn Erzherzog-Protektor als geeignet anerkannt und angenommen worden und dass derselbe dergestalt bereits in das Eigentum dieser Anstalt übergegangen ist.

Um über diesen Stand der Sache das richtige Licht zu verbreiten, hat die Direktion des Museums eine Erläuterung dieser Sachlage unter die sämtliche Mitglieder des Gemeinderates verteilt und es ist zugleich neuerlich die hier folgende Zuschrift des Kuratoriums an Se. Exzellenz den Herrn Minister des Innern wegen tunlich beschleunigter Bestimmung der Baulinie, um die allein es sich gegenwärtig noch handeln kann, gerichtet worden:

Eure Exzellenz!

An das ergebenst unterfertigte Kuratorium des k. k. österr. Museums für Kunst und Industrie ist mit der Zuschrift des k. k. Ministeriums des Innern vom 9. August vor J. Z. 12981/1038 die Verständigung gelangt, das Sr. k. k. Apostolische Majestät mit der allerhöchsten Entschließung vom 30. Juli 1867 den Bau eines Museums für Kunst und Industrie im Prinzip zu genehmigen und die unentgeltliche Überlassung des vom Kuratorium in seiner betreffenden Eingabe angedeuteten Bauplatzes zunächst der Stubentorbrücke für die Erbauung dieses Museums und der damit in Verbindung zu bringenden Kunstgewerbeschule allergnädigst zu bewilligen geruht haben.

Mit eben derselben Zuschrift wurde das Kuratorium eingeladen, das Ausmaß jener Area bekannt zu geben, welches für den Museumsbau erfordert wird, und darnach die Übernahme des Grundes zu veranlassen.

Das Kuratorium hat dieser Aufforderung entsprechend den von Sr. Majestät allergnädigst angewiesenen Bauplatz, da es denselben für den bestimmten Zweck vollkommen geeignet hält und die vielfältigen Kommissionen zur Ermittlung eines noch günstiger gelegenen Platzes ganz fruchtlos geblieben sind, mit Freude angenommen und von Seite des Ministeriums sich bereits übergeben lassen. Es handelt sich gegenwärtig nur noch um die Bestimmung der Baulinie. In dieser Beziehung hat sich, da unter dem ursprünglichen gewählten Bauplatz der sogenannte Cholerakanal läuft, die Notwendigkeit herausgestellt, mit einem für die Bedürfnisse des Museums unentbehrlichen Risalite gegen die Ringstraße in der Weise vorzurücken, dass die Begrenzung des Museums-Gebäudes nach dieser Seite in die verlängerte Linie des Stadtpark-Gitters fällt.

Eine solche Situation des Gebäudes bietet einerseits den Vorteil, dass die Fundamente desselben den Kanal nur an einer Spitze berühren, und sie erhöht durch die freiere Stellung und durch das Zusammenfallen der Linie des Risalits mit dem Gitter des Stadtparkes den ästhetischen Eindruck des Baues; sie benimmt bei der namhaften Breite des Ringes dem Verkehr daselbst gewiss nicht den erforderlichen Spielraum und sie lässt die Möglichkeit übrig, an der Rückseite des Gebäudes längs des Wienflusses noch eine Allee anzulegen, was von vielen Seiten als wünschenswert bezeichnet wird.

Da Se. Apostolische Majestät in der vorerwähnten allerhöchsten Entschließung insbesondere auch angeordnet haben, dass der Bau möglichst beschleunigt werde und die Ausführung dieses Kaiserlichen Wunsches bei den höchst beschränkten Räumlichkeiten des provisorischen Lokales eine Lebensfrage für die Entwicklung dieses Institutes ist, so nimmt sich das ergebenst gefertigte Kuratorium die Freiheit, Eure Exzellenz zu bitten, sich geneigtest dafür zu verwenden, damit diese Angelegenheit, welche gegenwärtig dem Vernehmen nach im Schosse der Sektionen des Gemeinderates beraten wird, schleunig erledigt und unter Festhaltung des von Seite des Museums durch die obige a. h. Entschließung bereits erworbenen Eigentumsrechtes auf den bemerkten Bauplatz, die Bestimmung der Baulinie nach den angedeuteten wohlbegründeten Wünschen des Kuratoriums erfolgen möge.

Genehmigen Eure Exzellenz etc.
Wien, am 31. Jänner 1868
An Sr. Exzellenz den Herrn Minister des Innern, Dr. C. Giskra.

Von dem weiteren Verlaufe dieser Angelegenheit wird die Direktion nicht versäumen, die Leser der Mitteilungen in „Kenntnis“ zu erhalten.

 

Erläuterungen des Projekts für den Neubau des österreichischen Museums

Unsere Leser sind durch den voranstehenden Artikel über den Stand der Baufrage unseres Museums unterrichtet.

Es dürfte für dieselben nun auch von Interesse sein, mit Beziehung auf das von Herrn Prof. Ferstel entworfene, früher im Museum selbst ausgestellte Projekt, die innere Einteilungen der Räume genauer kennen zu lernen, zu welchem Zweck wir hier einen Auszug der Baubeschreibung des Architekten, mit einigen erläuternden Holzschnitten illustriert, zum Ausdruck bringen.

Für die Einteilung des Grundplanes des Museumsbaues waren in erster Linie die Forderungen des im Schosse des Kuratoriums vereinbarten Programmes und die Form des Bauplatzes maßgebend.

Das Programm fordert, entsprechend den verschiedenartigen zur Aufteilung kommenden Gegenständen Räumlichkeiten von verschiedener Größe, insbesondere von ungleichartiger Höhe, von welchem wenigstens diejenigen, welche Kunst- und Wertschätze aufzunehmen bestimmt sind, vollkommen feuersicher abzuschließen sein müssen; alle diese Lokalitäten aber im besten, möglichst gedrängten Zusammenhange und ein gleich vorzüglicher Beleuchtung. Ferner ist durch das Programm gefordert eine den verschiedenen Zwecken entsprechende Größe und günstige Lage der Arbeitslokalitäten, die Beschaffung von großen Räumlichkeiten für die Bibliothek, ein Vorlesesaal auf 400 bis 800 Hörer, eine zweckmäßige Verteilung der Hörerlokalitäten, ein Sitzungssaal und einige Naturalwohnungen.

Für die Zwecke der Kunstgewerbeschule sind fünf getrennte Schullokalitäten mit je einem zugehörigen Atelier für den jeder Schule zugeteilten Lehrer gefördert. Überdies wurde gefordert, dass die Schule insofern von den übrigen Museumslokalitäten getrennt werden können, dass dieselbe, ohne die letzteren zu betreten, in allen ihren Lokalitäten vom Vestibüle direkten Zugang erhalten sollen.

Der Bauplatz war für die Grundlage insofern maßgebend, als derselbe bezüglich der Längenausdehnung durchaus keine Grenzen stellt, bezüglich der Tiefe hingegen unter anderem nur an einer Stelle, eine Dimension von höchstens 25 Klaftern [ca. 47 m] zu Benützung frei stellt.

Als eine ganz wesentliche Bedingung hat der Architekt Ferstel außer den oben angeführten, durch Zweck und Bauplatz hervorgerufen, aber auch die möglichst ökonomische Durchführung des Unternehmens annehmen müssen. Diese Rücksicht verdient deshalb hier schon hervorgehoben zu werden, weil sie auf die Grundlage ebenso bestimmend mitgewirkt hat, wie auf die weitere Entwicklung der Konstruktion und des architektonischen Details.

Die Anlage eine dreischiffigen Baues, welche auch das Grundmotiv für die Basilikenanlage ist, der rationellsten Form für die Beschaffung möglichst benutzbarer Innenräume, dürfte sich demnach sowohl mit Rücksicht auf die vorliegenden Zwecke und auf die Form des Bauplatzes, als auch durch ökonomische Rücksichten hier vollkommen rechtfertigen.

Durch vier Mauern werden nämlich drei Lokalitäten ihrer Längsausdehnung nachbegrenzt und bezüglich der Tiefe derselben findet nach der gewählten Disposition ein ähnliches günstiges Verhältnis statt. Überdies wird durch diese Anlage, bei welcher freie Höfe vollständig ausgeschlossen sind, die ganze verbaute Fläche für die Zwecke des Museums vollkommen ausgenutzt und es findet ein solcher Zusammenhang unter denselben statt, wie er auf eine andere Weise kaum so günstig erreicht werden kann.

Nach dieser Voraussetzung ergibt sich die Einteilung wie folgt:

Archivbild 2: Museum für Kunst und Industrie Erdgeschoss

Archivbild 2: Museum für Kunst und Industrie Erdgeschoss (3)

Das Erdgeschoss enthält die sämtlichen Ausstellungslokalitäten und ist sonach als das Hauptgeschoss zu betrachten. Der Fußboden derselben liegt 5½ Schuh [ca. 1,74 m] über dem Ringstraßen-Niveau und ist von einer Treppe zugängig, von welcher vier Stufen außer dem Eingangsportale, die übrigen acht im Vestibül liegen.

Das Museum wird nur einen Eingang haben und derselbe liegt an der Ringstraße in dem Mittelbau und ist ausgezeichnet durch ein von zwei Säulen begrenztes und damit mit einem Ziegeldache abgeschlossenes Portal.

Von demselben gelangt man in ein 30 Quadratklafter [ca. 108 m²] großes Vestibül, welches heizbar ist und auch als Garderobe verwendet werden kann. Zur Rechten liegt die Portierwohnung, welche durch Unterteilung des hohen Erdgeschosses ein Parterre und ein Mezzaninlokale erhält; zur Linken liegt die Schultreppe. In der Hauptachse des Vestibüls fortschreitend gelangt man über die oben erwähnte Treppe in den mit Arkaden umgebenden und mit Glas gedeckten Hof, welcher den Mittelpunkt der gesamten Bauanlage bildet und zugleich der größte Ausstellungsraum selbst, so wie der architektonisch interessanteste Teil des ganzen Bauwerkes ist. Er ist vollkommen quadratisch zwischen den Säulen 9 Klafter [ca. 17 m], von Wand zu Wand 13 Klafter 1 Schuh 9 Zoll [ca. 25,21 m] breit und hat somit einen Flächenraum von 168 Quadratklafter [ca. 604 m²]. Jede Wand ist gebildet von fünf Arkaden, welche von je vier Granitsäulen und von den in den Ecken sich ergebende Pfeilern getragen werden.

Nach der mittleren Längenachse schließen sich an diesen Hofraum zu beiden Seiten je ein großer Saal von 82 Quadratklafter [ca. 295 m²] Grundfläche an, welche von oben beleuchtet sind. Jeder dieser Säle ist um Klafter [ca. 1,9 m] breiter und um eben dasselbe Maß auch länger als der große Saal in den gegenwärtigen Museumslokalen. Durch diese Dimensionen ist auch eine solche Höhe bedingt, dass diese Mittelsäle samt ihren doppelten Glasdecken die beiden an den Außentrakten angelegten Geschosse übertragen, wodurch sich ein basilikenartiges Profil ergibt.

Während der mittlere Hof bestimmt ist zur Aufstellung der figuralen Plastik und großen Gruppen, soll der links gelegene Saal mit Oberlicht die architektonische Ausstellung, der rechts gelegene Saal die Ausstellung textiler Gegenstände aufnehmen. Alle diesem Zwecke erforderlichen große und insbesondere hohe Räumlichkeiten, so dass in der einen Abteilung beispielsweise große architektonische Fragmente und ganze Raumwerke, wie allenfalls das Lysikratesmonument, auch Säulen und Hauptprofile – in der andern Gobelin, Cartoons und dergleichen zur Ausstellung gelangen können, für welche Wandflächen und das Deckenlicht unerlässliche Anforderungen bilden.

Alle anderen Ausstellungslokalitäten gruppieren sich um diese Zentralräume herum, haben Seitenlicht und eine lichte Höhe von 20 Fuß [ca. 6,32 m], während die Mittelsäle bis an die untere Glasdecke eine lichte Höhe von 7½ Klafter [ca. 14 m] erhalten würden.

Von diesen sechs Ausstellungsräumen mit Seitenlicht haben die vier an der Langseite der beiden großen Mittelschulen liegenden Räume ein Flächenmaß von je 47 Quadratklafter [ca. 169 m²] und sind jene auf der linken Seite des Hofes gelegenen für Keramik und für die moderne Kunst (d. h. für wechselnde Ausstellungen moderner Industrieerzeugnisse), die zur Rechten gelegenen für Gold, Elfenbein, Email, dann für Glas und verwandte technische Zweige bestimmt. Die beiden äußersten Flügel des Gebäudes schließen die Stirnseiten der eben genannten vier Säle, sowie der beiden Mittelsäle e und i und bieten eine benutzbare Grundfläche von je 87 Quadratklafter [ca. 313 m²]. Der zur Linken gelegene dieser beiden Säle ist als Fortsetzung der keramischen Sammlung bezeichnet, der rechtsgelegene für Eisen-, Bronze- und Metallwaren bestimmt.

Diese beiden Säle mit einer Tiefe von 5½ Klafter [ca. 10,4 m] sind im Projekt allerdings mit einer Holzdecke und zwar als Pfostenboden mit Kreuzverbindung angegeben; sie können jedoch auf Wünsch auch gewölbte Decken, nämlich flache Tonnen auf Eisenträger erhalten. Jene früher erwähnte vier mit den großen Mittelsälen parallel liegenden Ausstellungsräume sind hingegen für alle Fälle mit Tonnengewölben bedeckt und nachdem die sämtlichen Eingangstüren in dieselben aus Eisen herzustellen projektiert sind, so wie auch die Fenster mit eisernen Balken verschlossen werden müssen, zu können diese vier Säle mit einem Gesamtflächenmaß von 180 Quadratklafter [ca. 647 m²] als feuer- und auch einbruchsicher gelten; und werden demnach alle Wertgegenstände vornehmlich in diesen vier Räumlichkeiten aufzustellen sein.

Die Lage und der Zusammenhang dieser neun Ausstellungslokalitäten mit einer benutzbaren Gesamtfläche von 694 Quadratklafter [ca. 2.496 m²] dürfte durch den Plan und die gegebenen Beschreibung hinlänglich erläutert sein und es kommt nur zu erwähnen, dass man bei der Anlage bemüht war, die Achsen dieser Säle bezüglich einer wünschenswerten symmetrischen Disposition und wegen erleichterter Aufsicht mit den Achsen des Arkadenhofes in Übereistimmung zu bringen.

In dem rückwärtigen Trakte des Mittelbaues, uns zwar in der Hauptachse des Gebäudes liegt die dreiarmige Stiege mit 19 Fuß [ca. 6 m] Breite des mittleren Armes und mit 8 Fuß [ca. 2,5 m] breiten Seitenarmen. Diese Arme korrespondieren mit der Achsenteilung der Hofarkaden und bedingen hierdurch eine analoge Achsenbildung in der rückwärtigen Fassade, welche auf diese Art von den übrigen Fassaden abweichend behandelt werden musste. In den Seiten der Haupttreppe liegen, rechts zwei Büros, links ein Dienstzimmer und die Aborte. Die eben erwähnte engere Achsenteilung auf die kleinen Dimensionen der diesen Achsen entsprechenden Lokalitäten gestatten in diesem rückwärtigen Teile des Mittelbaues eine Unterteilung des Erdgeschosses durch ein Zwischengeschosses, so dass diese sämtlich im Erdgeschoss-Grundrisse angegebenen Lokalitäten auch einmal in einem Mezzanin gewonnen werden, welches von dem Ruheplatze der Haupttreppe zugänglich ist.

Archivbild 3: Museum für Kunst und Industrie 1. Stock

Archivbild 3: Museum für Kunst und Industrie 1. Stock (4)

Der erste Stock ist durch die Haupttreppe für das Museumspublikum und durch die an dem Vestibül gelegene Stiege für die Schule zugängig. Beide Stiegen münden in den Korridor des großen Hofes aus, welcher an der linken mit der Hauptachse des Gebäudes parallelen Seite durch Gitter in solcher Weise abzuschließen ist, dass die Schule von den übrigen Museumslokalitäten abgetrennt werden kann.

Im Sinne dieser Trennung sind demnach folgende für die Museumszwecke angeordneten und also von der Haupttreppe zugängigen Lokalitäten des ersten Stockes zu betrachten:

Unmittelbar an der Treppe liegen zwei Bürolokalitäten von derselben Dimension und auch über den im Erdgeschoss und im Mezzanin gelegenen Büros. Diesen zunächst liegt der Zeichensaal mit dem Flächenausmaß von 47 Quadratklafter [ca. 169 m²].

Derselbe ist als Durchgangsraum, eventuell als Garderobe für den Vorlesesaal zu betrachten und dürfte sich diese Lokalität besonders für Ausstellungen empfehlen, welche im Zusammenhange mit den Vorträgen gedacht und in solcher Hinsicht oft sehr erwünscht sein können.

Der Vorlesesaal in dem, den rechten Flügel des Gebäudes abschließenden Trakte gelegen, hat ein Flächenmaß von 53 Quadratklaftern 1 Fuß 6 Zoll [ca. 191 m²], ist somit für mindestens 400 Zuhörer ausreichend und hat durch die Erhöhung dieser Endtrakte auch eine größere Höhe als die übrigen Lokalitäten des ersten Stockes, nämlich 23 Klafter [ca. 44 m] lichte Höhe, und erhält die aus den Fassaden ersichtliche Fensterbildung auch hohes Licht.

An der Vorderfassade des rechtseitigen Gebäudeflügels liegt die Bibliothek und zwar ein Saal von 47 Quadratklaftern 1 Fuß 1 Zoll [ca. 170 m²] und ein weiterer von 33 Quadratklaftern 2 Fuß 9 Zoll [ca. 120 m²], welcher aber, nachdem er in dem hohen Endtrakte liegt, gleichfall durch eine Zwischendecke geteilt werden soll, so dass dieser Raum in zwei Geschosse sich wiederholt und die Bibliothek somit eine benutzbare Gesamtfläche von 114 Quadratklaftern verhält [ca. 410 m²]. Die Fenster in dem ersten Stock des erhöhten Endtraktes sind nämlich mit Rücksicht auf diese Teilung in zwei Geschosse angeordnet und erhält dass Zwischengeschoss der Bibliothek noch ein Parapet [=Brüstung] von 2 Fuß [ca. 0,63 m] Höhe.

In dem Mittelbau und zwar an der Eingangsseite liegt der Sitzungssaal mit einer Grundfläche von 30 Quadratklaftern 2 Fuß 8 Zoll [ca. 108 m²] und das Direktorzimmer von 10 Quadratklaftern 5 Fuß [ca. 36 m²] Flächenmaß.

Der linksseitige Flügel ist im ersten Stock für Schulzwecke eingerichtet und zwar liegen in diesem Geschosse die vier durch das Statut geforderten Fachschulen mit je einem zugehörigen Atelier für den Lehrer. Bei den noch nicht konstatierten Bedürfnissen der Größe ist die Einteilung als eine provisorische zu betrachten und wird es für längere Zeit vielleicht noch sein müssen. Die Abteilungswände sind daher aus Riegelwänden hergestellt gedacht, welche je nach Bedürfnis versetzt werden können.

Immerhin wird ein Unterschied in der Größe dieser Räumlichkeiten je nach dem Besuch bestehen müssen. Jede Schule muss jedoch eben zu wie das Atelier des Lehrers direkt betreten werden können.

Eine dieser Schulen, und zwar jedenfalls die berüschteste, wird wegen Zeichnen und Modellieren nach der Antike und nach der Natur ein hohes Seitenlicht erfordern. Diese Schulabteilung ist demnach in jenen erhöhten Endtrakt gelegt worden, wo der 33 Fuß [ca. 10,4 m] tiefe Saal eine entsprechende Höhe und das für diesen Zweck unerlässliche hohe Seitenlicht erhalten kann. Die Fenster dieser sind aber von den in den Fassaden ersichtlich gemachten Fenstern des ersten Stockes der hohen Trakte nicht unwesentlich verschieden. Um eine nämlich eine möglichst große Lichtfläche zu gewinnen, welche nach Bedarf in der unteren Hälfte verdeckt werden kann und entsprechendes hohes Seitenlicht zu spenden, ist die ganze durch den äußersten Fensterrahmen begrenzte Fläche als ein Fenster zu denken, welches nur durch ein steinernes Fensterkreuz von stilbegrenzter Gliederung eine passenden Verschluss ermöglicht.

Die in dem Ecktrakte liegenden Ateliers sind durch Zwischendecken wieder in zwei Geschosse abzuteilen.

Der an der Seite der Schule erforderliche Kommunikationsgang erhält sein Licht von der Decke.

Die Aborte sind in diesem Geschoss so angeordnet, dass eine Partie von der Seite des Museums, eine zweite von der Schule getrennt betreten werden kann.

Trotz der oben angeführten möglichen strengen Trennung von Museum und Schule ist vermittelst der Arkadengalerie dennoch der nur möglich wünschenswerteste Zusammenhang herzustellen, was ja bezüglich der Bibliothek und des Vorlesesaales auch gewiss erforderlich sein wird. Nachdem die im Projekte angegebene Anzahl der Bürolokalitäten wahrscheinlich für den Anfang zu groß sein dürfte, so könnte einer oder der andere dieser Räume auch für kleinere Vorlesungen Verwendung finden.

In der Mitte der mit der Hauptachse des großen Hofes parallelen Arkaden sind im ersten Stocke balkonartige Ausstritte in die beiden großen Oberlichtsäle angeordnet, von welchen gewiss ein sehr interessanter Überblick über die Aufstellung in diesen Sälen gewonnen werden kann.

Der zweite Stock mit Lokalitäten von 12½ Fuß [ca. 4 m] lichter Höhe baut sich nur über den Mittelbau auf und ist nur von der Schultreppe zugänglich.

Er enthält nach der Ringstraße gelegen eine Schulabteilung von 30 Quadratklaftern 2 Fuß 8 Zoll [ca. 110 m²] Grundfläche (im Plan als Vorbereitungsschule bezeichnet) samt Atelier des Professors (Atelier 8 Klafter 2 Fuß 9 Zoll [ca. 29 m²]). Gegen die Wienseite gelegen und über den Korridor zugänglich ist eine Naturalwohnung angeordnet, bestehend aus Vorzimmer, Küche, 3 Zimmer, Abort und Garderobe, alle Räume von höchst anständigen Verhältnissen und einer sehr bequemen Einteilung, welche nach Bedarf auch noch um eine Raum vermehrt, wenn es gewünscht werden sollte, auch um eine Piece vermindert werden kann.

Außer den genannten Ubikationen [=Unterkünfte] enthält dieses Geschoss auch das photographische Atelier mit den erforderlichen Nebengemächern. Das Atelier liegt um 7 Fuß 9 Zoll [ca. 23 m] höher als der Fußboden des zweiten Stockes, ist auf zwei Seiten von der Treppe zu betreten und liegt in einer Ebene mit der unteren Glasdecke des großen Arkadenhofes. Der Korridor, welcher um diese Decker herumführt kann überdies zu Aufnahmen für größere Distanzen verwendet werden, sowie als besonders wichtig für gewisse Aufnahmen die Verwendung der Terrassen über den Seitentrakten der beiden Längenflügel hervorgehoben werden muss.

Das Souterrain enthält einige Arbeitslokalitäten, Depots und eine Naturalwohnung.

Hierzu ist nicht der ganze Raum der Substruktionen benützt, sondern nur der rückwärtige Teil des Mittelbaues, in welchem auch die Souterraintreppe angelegt ist, und zwar unter dem Mittelarm der Hauptstiege. Dann die vier an den Tag liegenden Trakte der Längenflügel des Gebäudes und endlich der Korridor unter den Arkaden des großen Hofes.

Schließlich führt auch noch die Schultreppe hinab ins Souterrain und sind die Räume unter dem Vestibül und der Portierwohnung als Kellerlokalitäten zu benützen.

Die vier oben bezeichneten in den Trakten der Längenflügel des Gebäudes liegenden Räume haben eine bevorzugte Verwendung und zwar sind jene beiden an der Ringstraße gelegenen und durch Luftgräben begrenzten Lokalitäten als Depots bezeichnet, während die nach der Wienseite zu liegenden und durch 4 Klafter breite Lichthöfe ganz an den Tag gelegenen Räume als Gipsgießerei und als Bildhaueratelier bezeichnet sind. Dieselben haben dieser Bestimmung gemäß auch eine größere Höhe, nämlich 16 Fuß [ca. 5 m] Lichtmaß und erhalten eine so vorzügliche Beleuchtung, wie sie für den gedachten Zweck nur gewünscht werden kann. Das Bildhaueratelier, welches übrigens auch irgend eine andere Verwendung ändern kann, soll indes dem allfälligen Bedürfnisse nach einem Atelier zur Herstellung großer und schwerer Kunstwerke vorsorgen, von Objekten nämlich, welche in den oberen Geschossen wohl nicht gut ausgeführt werden können.

Es ist demnach auch Vorsorge getroffen, dass solche Gegenstände durch große mit eisernen Türen geschlossene Öffnungen in die Lichthöfe geschafft und von dort auf Rampen weiter transportiert werden können. Die Rampen sind durch eiserne Gitter abzuschließen und sind die oben erwähnten Türen überhaupt nicht als Eingänge zu betrachten, sondern nur zur zeitweisen Benutzung für den angeführten Zweck, während sämtliche Räumlichkeiten des Museums in allen Geschossen durch die einzige Eingangstüre von der Ringstraße aus betreten werden müssen, das Museum somit mit einer einzigen Türe verschlossen erscheint. Die übrigen Teile des Souterrains sind aus ökonomischen Gründen und nachdem der größte Teil nicht entsprechend beleuchtet werden könnte, gar nicht ausgehoben in Antrag gebracht; hingegen ist unter allen Fußböden des Erdgeschosses in den nichtausgehobenen Teilen ein ventilierbarer Luftraum geschaffen und dienen die minder tief fundierten Pfeiler unter denselben zugleich dazu, um ein solides Auflager für die Kanäle der Luftheizung zu gewinnen.

In dem Souterrain ist, und zwar an der Rückseite des Mitteltraktes eine Dienstwohnung aus zwei Piecen bestehend, proponiert und dürfte sich der gewählte Platz auch aus Rücksichten für die Sicherheit sehr empfehlen.

Für die Beheizung war anfangs das System der Wasserheizung sämtlicher Lokalitäten (außer Wohnungen und Büros) beantragt; die Höhe der Kosten wird jedoch die Aufhebung dieses Projekts herbeiführen und die Einrichtung von Luftheizungen entscheidend in die Waagschale fallen.

Für besondere Ventilation wird nur in den Schullokalitäten und im großen Vorlesesaal Bedacht zu nehmen sein.

Bezüglich der Feuersicherheit ist in erster Reihe die isolierte Lage des Gebäudes hervorzuheben, so dass ein, durch Nachbargebäude entstehender Brand in dem Museum absolut unmöglich ist. Bei der großen Ausdehnung des Gebäudes ist ferner eine feuersichere Abschließung der einzelnen Trakte unbedingt notwendig und es ist für eine vollkommene Trennung in fünf Partien, welche auch bis über das Dach hinaus durch Brandmauern erfolgt, Vorsorge getroffen.

Diesen Abteilungen gemäß sind auch die Wasserreservoirs auf den Dachböden aufzustellen und in allen Geschossen eine zweckmäßige Verteilung von Feuerwechseln vorzunehmen.

Der Verschluss der Erdgeschossfenster mit eisernen Balken, sowie von sämtlichen Sälen mittels eiserner Türen macht insbesondere die gewölbten Säle vollkommen feuersicher.

Die Kanalisierung des Gebäudes, sowie die Wasserabzugskanäle vereinigen sich in einem unter dem linken Flügel geführten Hauptkanal, welcher auf die kurze Distanz von wenigen Klaftern in den Cholerakanal geführt wird.

In konstruktiver Hinsicht ist nur wenig mehr beizufügen. Wie schon Eingangs erwähnt, hat die möglichst billige Konstruktionsweise auch bei der Grundanlage bestimmend mitgewirkt. Auf einer verbauten Fläche von 987 Quadratklaftern [ca. 3.550 m²] sind 694 Quadratklaftern [ca. 2.500 m²] benutzbarer Bodenfläche für Ausstellungen gewonnen. Überdies ist in demselben Geschosse ein Vestibül von 30 Quadratklaftern [ca. 108 m²], eine Portierwohnung von (ohne Treppe) 7 Quadratklafter 7 Fuß 4 Zoll [ca. 26 m²], 2 Büros von 18 Quadratklaftern 4 Fuß 5 Zoll [ca. 65 m²], Treppenaborte von 52 Quadratklaftern [ca. 187 m²] angeordnet, woraus sich ergibt, dass nur circa 180 Quadratklaftern der verbauten Fläche für Mauerwerk, 810 Quadratklaftern wirklich benutzbare Fläche gewonnen werden, ein Verhältnis, welches vollkommen zu Gunsten der oben angeführten ökonomischen Rücksichten in die Waagschale fällt und zu dem Ende wohl hervorgehoben zu werden verdient.

Wie die Anlage selbst, so ist auch die Konstruktion durchgehend höchst einfach, natürlich und billig. Mit Ausnahme des Säulenhofes, des einzigen konstruktiv wichtigen Bauteiles, ist die Herstellung der Wände und Decken in allen Räumlichkeiten durchwegs in die Kategorie der ganz gewöhnlichen Konstruktionen zu zählen. Alles Mauerwerk aus Ziegel mit Ausschluss jeder Steinkonstruktion. Die Seitentrakte der Längenflügel im Erdgeschoss mit Tonnen eingewölbt; die großen Mittelsäle dieser Flügel haben doppelte Glasdecken für die Deckenbeleuchtung, beide aus Walzeisen hergestellt, unter sich und mit dem Dachgespärre innig verbunden.

Auf eine Ausstattung des Inneren ist in dem Projekt nicht Rücksicht genommen. Es dürfte jedoch mit Bezug auf den Zweck dieser Räume diese Ausstattung überhaupt nur sehr einfach sein, da eine günstige Totalwirkung vorzüglich von dem Arrangement der Ausstellungsobjekte abhängen wird, und bezüglich der Räumlichkeiten selbst der Schwerpunkt in einer einfachen aber wirksamen architektonischen Gliederung in den Hauptverhältnissen der Wände und der Lichtöffnungen und in zweckmäßiger Beleuchtung zu legen sein wird. Außer den Sälen, welche bestimmte Gruppen der Ausstellungsobjekte aufzunehmen bestimmt sind, wird auch der große Hof, die Galerie des ersten Stockes, sowie das Treppenhaus durchfigurale und architektonische Plastik als Ausstellungsobjekte ganz wirkungsvoll leicht werden können und jede andere nur einigermaßen prätentiöse Ausstattung wäre zum Nachteil der Ausstellungsgegenstände angewendet, könnte auch nur allzu leicht stilistische Konflikte hervorzurufen.

In Bezug auf die architektonische Behandlung darf kein Anspruch auf einen Monumentalbau erhoben werden. Das Bauwerk ist entsprechend dem Zwecke einer Bildungsanstalt in einfacher, dem Bedürfnisse entsprechender Weise behandelt. Es charakterisiert sich durch große Achsen, durch hohe Stockwerke, durch breite Massen und auffallend große Lichtöffnungen. Dadurch unterscheidet es sich von anderen gewöhnlichen industriellen Zwecken gewidmeten Bedürfnisbauten und es ist jedenfalls durch den Zweck, „eine der Kunst und Industrie gewidmete Städte zu errichten“, dem Architekten die Aufgabe gestellt, sowohl durch schöne Verhältnisse, durch eine korrekte, wenn auch einfache Gliederung und durch rationelle Anwendung der technischen Mittel dem Bauwerke jenen höheren künstlerischen Rang zu sichern, welchen diesen Gebäude bei aller Schlichtheit der Erscheinung dennoch erheischt.

Eine eigentümliche nicht gewöhnliche Aufgabe besteht darin, dass das Erdgeschoss zugleich Hauptgeschoss ist. Überdies ist mit Rücksicht auf die Kosten ein energisches Emporheben dieses Erdgeschosses durch einen mächtigen Unterbau nicht wohl zulässig. Die großen Lichtöffnungen, welche die Ausstellungslokalitäten bedingen, sowie die bedeutendere Höhe charakterisieren demnach von selbst das Erdgeschoss als das wichtigere. Das mehr untergeordnete erste Stockwerk hat Fenster von derselben Breite wie jene des Erdgeschosses.

Im zweiten Stockwerkes des Mittelbaues erscheint wieder das mit den dünnen Säulen geteilte Fenster, welches seine Rahmung durch Lisenen und durch das Hauptgesimse erhält, - während die Fenster des ersten Stockes durchwegs eine selbständige und ziemlich, kräftige Rahmung erhalten, wodurch das an und für sich minder dominierende erste Stockwerk dennoch im Vergleich zu der einfach, beinahe mageren Rahmung der Fenster des Erdgeschosses wieder an Bedeutung gewinnt.

Übrigens sind die Teilungsgesimse der Geschosse, sowie die architektonischen Fensterrahmungen im Ganzen höchst einfach, ja mit Absicht ökonomisch angewendet, da wie aus Stein ausgeführt sind, während die glatte Wandfläche des Ziegelmauerwerkes das eigentliche Konstruktionsmateriale zur Erscheinung bringt.

Das Material in seiner natürlichen Gestalt ist immer ein bedeutsamer Schmuck, der seine Wirkung nicht verfehlt, wenn er rationell angewendet ist. Der Stein darf aber nicht allzu spärlich angewendet sein, damit ein wohltuender Wechsel von Ziegel und Steinfläche erfolge. Ist der Stein aber, wie hier, blos an konstruktiv wichtigen Stellen angewendet, so ist er gewöhnlich zu untergeordnet gegenüber die großen Ziegelflächen.

Ein vollkommenes und verhältnismäßig billiges Auskunftsmittel dürfte in dem gegeben Falle durch die Anwendung der Sgraffito-Malereien gefunden sein, wie sie mit so viel Geschick und namentlich in Verbindung mit Ziegelbauten im 15. und 16. Jahrhunderte in Italien häufig zur Anwendung gekommen sind. Diese Sgraffito-Verzierung, besonders in Friesform, fügen sich als geschickte Vermittlung zwischen Ziegelfläche und Steingliederung ein, sie zählen mehr zu den Steingliedern durch die lichte Farbe der Verzierungen und gewinnen durch gute Zeichnung sogar ein gewisses plastisches Ansehen. Der dunkle Grund, der sich nicht gerade auf das gewöhnliche Aschgrau der italienischen Sgraffitos beschränken muss, sondern dessen Farbenbestimmung in der Gewalt des Architekten ist, bildet aber wieder einen wirksamen Gegensatz zu dem Rot des Ziegelmauerwerkes und auf diese Weise ist für die Fassade nicht nur eine effektvolle Zeichnung durch die kräftig hervorgehobenen Friese bei ganz dürftiger plastischer Gliederung, sondern auch eine gefällige Farbenwirkung zu erreichen.

Diese letztere könnet noch wesentlich erhöht werden und dem Äußeren überhaupt ein bedeutender Reiz erwachsen durch Unterbrechung dieser Sgraffito-Friese mit Fayence-Medaillons, mit farbigen Schrifttafeln und dergleichen brillante Dekorationsmotive, mit welchen die das Gebäude interessant illustrierende Widmung für Porträts und für die Namenschriften berühmter Künstler und Kunsthandwerker verbunden sein könnte.

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Schlusssteinlegung im neuen Museum und Eröffnung der Kunstgewerbe-Ausstellung, 4.11.1871 (5)

Der Tag, an welchem das Österreichische Museum aus dem provisorischen Zustande in dauernden Verhältnisse eintrat, gestaltete sich zu einem wahren Fest- und Ehrentage. So sehr noch zu allerletzt die äußeren Schwierigkeiten sich häuften: durch Anspannung aller Kräfte wurde es möglich, zu der bestimmten Frist am Morgen des 4. November 1871 das neue Gebäude und mit demselben die erste Ausstellung moderner österreichischer Kunstgewerbe zu eröffnen. Über den Bau und die Ausstellung herrscht in der öffentlichen Meinung nur eine Stimme, und wir dürfen uns darauf beschränken, Urteile aus den Tagesblättern zu reproduzieren. Wenn – das ist der Grundgedanke aller Äußerungen bei dieser Gelegenheit – das Österreichische Museum noch nötig gehabt hätte, die Berechtigung seiner Existenz nachzuweisen, so würde dies durch Darlegung der Fortschritte erzielt worden sein, welche die österreichische Kunstindustrie unter dem Einfluss des Museums gemacht hat.

Wir lassen zunächst einem Berichte in der „Neuen Freien Presse“ das Wort über das neue Museumsgebäude.

Wenn man zur Stelle des früheren Stubentors die Ringstraße herauf- oder herabkommt, so fällt das geschmückte Gebäude des Museums, allein und frei gelegen und von imponierender Länge, schon von weitem her ins Auge. Sein farbiges Äußeres, die roten Ziegelflächen zwischen den Haussteinen, die Friese und Füllungen von Sgraffiten (= Fassadenmalereien) mit den glasierten Medaillons darin zeigen uns sofort, dass wir ein echtes Werk aus dem Geist und dem Stil der Renaissance vor uns haben, ein Kind der heitern, farbenfrohen Kunst des sonnigen Italien aus seiner schönsten Zeit. Es ist in der Tat einmal ein Werk, das so ganz jenen Geist atmet, der die Kunst des Südens durchglüht; jener Geist, der sich nicht mit der bloßen Form, nicht mit Schatten und Licht, mit scharfen Linien, mit dem starren Stein befriedigt fühlt, der auch reizvolles Ornament und vor Allem Farbe als notwendiges Element betrachtet und erst in der Vereinigung von Architektur, Bildhauerei und Malerei die Vollkommenheit des Bauwerkes erblickt. Macht uns schon das Äußere des Museums diesen Eindruck, so gilt das noch viel mehr von seinem Inneren.

Dem Beschauer wird vielleicht die große Länge des Gebäudes bei geringer Tiefe auffallen, aber diese Verhältnisse waren gegeben und es galt, sich auf einem Raume einzurichten, den der sogenannte „Cholera-Canal“ von rückwärts her aufs äußerste einengt. Diesem Mangel wurde ein wenig dadurch ausgewichen, dass der Risalit der Mitte mit etwa 18 Schuh [ca. 5,69 m] in das Trottoir der Ringstraße vorspringt. Es wurde auf diese Weise ein Vestibül gewonnen, das bei der Einteilung des Innern durchaus notwendig war; ohne dasselbe hätte die Disposition der Räume vollständig umgeschaffen werden müssen. Diese Disposition aber, äußerst einfach, symmetrisch, klar und den Zwecken des Museums ganz angepasst, darf als einer der Vorzüge des Gebäudes betrachtet werden.

Wer das Vestibül betritt, findet sich einer großen Halle von sehr bedeutenden Verhältnissen gegenüber, zu welcher eine Stiege, fast in der ganzen Breite des Vestibüls, hinaufführt. Drei Bogen öffnen sich über ihr mit großen Glastüren und führen zu Halle hinein. Dem mächtigen Eindruck dieser hohen, freien, luftigen und farbigen Halle wird sich Niemand entziehen können. Sie ist von zwei Bogengängen umgeben, die von je sechszehn Säulen, Monolithen von grauem, geschliffenem Mauthausener Granit, gebildet werden. Die Halle steigt bis zum Dach hinauf durch zwei Stockwerke und schließt oben mit einer Decke von leicht gefärbten und ornamentierten Gläsern in eisernem Gerippe. Sie vollendet damit den farbigen Eindruck des Ganzen, auf den Alles hinzielt. Die Wände imitieren bunte Marmorarten in Stucco-Lustro (= ein Imitat des echten Marmors), die Gewölbe der Arkaden sind mit leichten zierlichen Arabesken im Genre von Raphaels Loggien bedeckt, der Fußboden gibt geometrische Muster in mosaikartigem Asphalt. Der farbige Eindruck konzentriert sich auf der Hauptstiege, welche dem, der die niedere Stiege im Verhältnis heraufsteigt, sofort in das Auge fällt. Sie liegt gerade gegenüber auf der anderen Seite im Hintergrund und nimmt den mittleren Teil des entsprechenden Risalits auf der Rückseite ein. Die Disposition kann nicht klarer sein. Ehe wir aber die Stiege betreten, gedenken wir der Seitenräume des Erdgeschosses, welche die eigentlichen Ausstellungssäle des Museums bilden werden.

Es sind dieser Säle acht, je vier zu jeder Seite der großen Halle in ganz gleicher Symmetrie. Je drei, von rechts und links parallel laufend, stehen mit ihrer Längsachse senkrecht auf die Haupthalle, der mittlere durch das Obergeschoß hindurchgehend und ähnlich wie die Haupthalle mit farbigem Glas gedeckt, die beiden anderen mit Seitenlicht, der eine der Ringstraße, der andere rückwärts dem Wienfluss zugekehrt. Vor die Stirnseiten dieser drei parallelen Säle legt sich je ein vierter, der eine mit seiner Langseite der Wollzeile, der andere dem Donaukanal zugekehrt. Diese beiden Säle haben Licht mit gewaltigem Fenster von drei Seiten. Überhaupt, wie wir gleich bemerken wollen, gibt es schwerlich ein Gebäude, das für seinen Zweck vorteilhafter und gleichmäßiger beleuchtet wäre.

Was die Dekoration dieser Räume betrifft, so ist auch hier an farbig heitere Ausstattung im Stil der besten Renaissance gedacht worden: es musste aber dem Umstande Rechnung getragen werden, dass diese Säle Ausstellungsräume sind, dass sie mit ihrer Dekoration nicht ausgestellten Gegenstände, welche vor Allem die Bestimmung haben, den Blick auf sich zu ziehen, erdrücken dürfen. Die Wände, welche Vitrinen, Teppiche, Gobelins, Porzellan-Arbeiten, Fayencen und dergleichen mit aufzunehmen haben, sind darum mit Tapeten in einer Farbe mit stilisiertem, abgetöntem Muster bekleidet, die einen in Rot, die anderen in warm gebrochenem Grün.

Reicher, jedoch rein dekorativ gehalten sind die Plafonds, diejenigen der Längssäle mit freien Arabesken oder richtiger Grotesken jener Art bemalt, wie wir sie vorzugsweise von Pompeji und aus den Bädern des Titus kennen und wie sie nach den letzteren von Rafael und seinen Schülern nachgeahmt und weiter gebildet wurden, die breiten Stirnsäle dagegen mit kunstvoll abgeteiltem, vortretendem Gebälk und auf ihnen wie in den vertieften Feldern mit farbigem und goldenem Ornament. Anders sind die beiden Oberlichtsäle dekoriert, bei denen sich das Ornament auf die Wölbungen konzentriert, welche die Glasdecke der Mitte tragen. Ein richtiges Gefühl bat für den einen Saal, für denjenigen nämlich, welcher der textilen Kunst gewidmet ist und unter andrem die Gobelins wie reich gefärbte orientalische Teppiche aufzunehmen haben wird, eine Relief-Ornamentation erwählen lassen, für den anderen aber, welcher für Gipsabgüsse bestimmt ist, farbige Malerei. Aber auch jene ist nicht farblos, und namentlich machen die groß geschwungenen Stuck-Ornamente, die alle aus freier Hand gearbeitet sind, mit ihrer Vergoldung eine prachtvolle Wirkung. Von den Malereien des anderen Saales ist nur das Ornamentale nebst einigen der figürlichen Felder fertig, sie genügen aber, um auch hier den gelungenen Effekt vollkommen zu beurteilen. Bei diesen Dekorationen ist der ornamentale Teil ausgeführt von Isella und den beiden Brüdern Schönbrunner, der figürliche von Eisenmenger; die plastischen Arbeiten sind von Pokorny und Melnitzky gemacht worden.

Wir betreten nun die Hauptstiege, welche, offen gelegen, von der unteren Arkade zur oberen hinaufleitet. Die untere Hälfte führt gerade in der Mitte des Gebäudes zum Ruheplatze, von wo sich die Stiege in zwei Arme nach rückwärts teilt. Beleuchtet ist sie von beiden Seiten, von der Halle her, wo sie offen ist, sowie durch drei Fenster, die mit gemalten Gläsern in entsprechendem Stil der Renaissance verschlossen werden; jedoch ist nur eines derselben fertig geworden. Die Wände des Stiegenhauses sind mit geschliffenem Stuckmarmor bedeckt, Kandelaber zieren die Geländerpfeiler. Den reichsten Schmuck .zeigt aber die Decke, welche in dem gleichen Stil der übrigen Ornamentation, jedoch bedeutungsvoller bemalt ist. Grotesken auf abwechselnd blauem und rotem Grunde zieren die Gewölbeflächen, während die Mitte des Spiegels ein Rundfeld einnimmt, auf welchem die Göttin der Schönheit, die Aufgabe des Museums allegorisch andeutend, auf Wogen einher schwebt. In den vier Ecken des Spiegels befinden sich, ebenfalls in Randfeldern, die Figuren der Künste. Alle figürlichen Malereien des Stiegenhauses sind von Laufberger entworfen und ausgeführt, die ornamentalen von Isella.

Die Arkadenreihe der oberen Galerie ist wie die untere geschmückt. Von der Stiege zur Linken uns wendend, gelangen wir, an einigen Bürozimmern vorüber, zunächst zum Zeichensaal, welcher zugleich das Vorzimmer des Vorlesesaales bildet. Ihm entspricht nach vorn die Bibliothek mit dem Kupferstich-Kabinett, während der dritte der Parallelsäle in der Mitte entfällt, da die Oberlichtsäle von unten auf durch das erste Stockwerk hindurchgehen. Den Stirnsaal nach der verlängerten Wollzeile, dem Stadtparke gegenüber gelegen, bildet der noch um eine Fensterreihe erhöhte VorlesesaaI. Nächst der großen Halle hat dieser Raum, da er zugleich zu repräsentieren hat, die reichsten Dekorationen erhalten. Der Gebälkplafond ist kunstreicher gestaltet, mit Ornamenten und Vergoldungen überdeckt, mit plastischen Rosetten dazwischen. Des Abends wird er für die Vorlesungen durch vier Sonnenbrenner, die oben am Plafond verteilt sind, erleuchtet. Sie geben vollkommen genügendes Licht, das umso angenehmer ist, als es, aus großer Höhe kommend, des Auge durchaus nicht belästigt. Sie dienen zugleich der Ventilation, indem sie die über ihnen hinausströmende schlechte Luft verbrennen.

Der Plafond des Vorlesesaales entspricht denen der unteren Säle an den Stirnseiten; ähnlich ist der Plafond im Sitzungssaal des Kuratoriums gehalten, welcher sich im ersten Stock über dem Vestibül befindet. Eigentümlicher aber sind die Plafonds in der Bibliothek, sowie im Zeichensaal gehalten. Auch sie bestehen aus vertieften Feldern zwischen querüberlaufenden Balken. Das Motiv zu ihrer Verzierung ist aber der Holz-Intarsia entlehnt. Ohne diese gerade zu imitieren, ohne wider das Prinzip zu verstoßen, geben sie nur durch Malerei dieselbe feine, ernste und harmonische Wirkung.

Die andere Seite des ersten Stockes, welche sich nach der Seite des Donaukanals erstreckt, ist von der mit dem Museum verbundenen Kunstschule eingenommen. Sie hat ihren besonderen Aufgang durch eine seitwärts vom Vestibül befindliche Stiege, welche den Zugang zum dritten Stock bildet und ebenfalls auf die Galerie führt. Einige Zeichensäle, namentlich für die Vorschule, befinden sich im dritten Stock, während die Schule für Plastik ihre Räume im hoben Souterrain gefunden bat. Die Kunstschule, die wohl in nicht ferner Zeit ein eigenes Gebäude erhalten wird, hat sich demnach in ziemlich engen Verhältnissen einrichten müssen und ist gezwungen, mit der Aufnahme der Schüler und Schülerinnen behutsam zu sein, aber alle ihre Räume sind sonst zweckmäßig und vor Allem gut beleuchtet.

Das Gebäude des Museums wird wohl überhaupt dem Besucher diesen Eindruck der Zweckmäßigkeit, der guten Beleuchtung machen, niemand wird sich aber ebenso auch der dekorativen Wirkung, der künstlerischen Harmonie entziehen können; ja. trotz der engen Verhältnisse, wenn man den Durchschnitt von vorn nach hinten bedenkt, ist durch den Bau der Halle der Charakter der Großartigkeit glücklich erreicht. Aber noch eine andere künstlerische Bedeutung hat dieser schöne Bau.

Es sind nämlich mehrfach in der Dekoration neue Kunstweisen zur Anwendung gekommen, oder wenn man lieber will, Alte von neuem ins Leben gerufen werden. Man kann darüber streiten, ob die Anwendung, wie sie hier stattgefunden bat, schon überall eine glückliche und gelungene ist, denn der Erste versucht's und der Zweite macht's besser; aber das glauben wir versichern zu können, dass der Zweite und auch der Dritte kommen wird , und dass sie die hier gebotenen Versuche aufnehmen werden. Mögen sie es besser machen, wenn sie es können, aber mögen sie dem ersten Vorgang, dem Erneuerer ihren Dank schulden!

Wir haben mit diesen Neuerungen Verschiedenes im Auge. Zunächst sind es die Sgraffitten, welche die Außenseite des Gebäudes umziehen und zu denen die Cartoons von Laufberger gezeichnet wurden, während Schönbrunner sie ausführte. Es ist. bei ihnen ganz die alte Weise eingehalten worden; eine untere, in der Masse geschwärzte Mörtelschichte wurde mit einer dünneren weißen Kalkschichte überzogen; jeder Strich durch diese obere hindurch, der sie entfernte, rief die schwarze Unterlage in scharfer Zeichnung hervor. So sind diese schwarzen Figuren und Arabesken entstanden. Zwischen ihnen befinden sich Medaillons und Täfelchen mit den Köpfen oder Namen der berühmtesten Künstler, zumal solcher, welche sich in der Dekoration oder auf den Gebieten der Kunst-Industrie hervorgetan haben. Auch diese Medaillons und Tafeln sind eine technische Erneuerung. Ausgeführt in gebranntem Ton und farbig glasiert, sind sie eine Imitation der ähnlichen Arbeiten der Familie der della Robbia, wie sie noch heute Kirchen und andere Gebäude Italiens schmücken. Aber zu dieser Erneuerung ist auch insofern eine neue Erfindung hinzugekommen, als die Emailfarben eine größere Palette umfassen, als sie die Alten kannten, und leichter und sicherer aufgetragen werden können, ohne Haarrisse zu erhalten. Dies ist eine Erfindung des Chemikers Rosch, die aller Wahrscheinlichkeit nach von großer Bedeutung werden wird; auch ist sie wiederum dem chemischen Laboratorium, ebenfalls einem Neubau Ferstel's, angewendet worden. Die Medaillons mit den Köpfen und Fruchtkränzen sind von Otto König modelliert worden.

Zum dritten sind es die Plafonds, welche in ihrer verschiedenen Art sich für die Zukunft bedeutungsvoll erweisen werden. Niemals vielleicht in neuerer Zeit sind die Arabesken und Grotesken der Renaissance aus der Schule Rafaels in so konsequenter, ausgedehnter und zugleich so gelungener Weise zur Anwendung gekommen. Der unvergängliche, liebenswürdige Reiz, den sie mit ihrer heiteren, graziösen Weise darbieten, wird ohne Frage zur Nachahmung, zum Fortschritte auf diesem Wege aneifern. Desgleichen werden die reich in Farben und Gold dekorierten Gebälkplafonds, die eine höhere, wenigstens kostbarere und prachtvollere Art der Deckenverzierung vertreten, sicherlich dazu beitragen, den weißen, mit Gold verzierten Stuckplafond, das Ideal der letzten Jahrzehnte, zu verdrängen. Endlich werden jene Plafonds, welche aus dem Motive der Holz-Intarsia. hervorgegangen sind, in die Tapeten - Fabrikation übergeben. Die bisherigen Tapetenplafonds - und am Ende ist nicht einzusehen, warum nicht die Decke gerade so gut mit Tapeten bekleidet werden soll wie die Wand - genügen allerdings in keiner Weise auch nur bescheidenen künstlerischen Ansprüchen. Die gewöhnliche, ordinäre Deckenmalerei oder Färberei imitierend, haben sie ihre Rechte und eigene Art noch nicht gefunden. So wie sie hier zur Anwendung gekommen sind, zeigen sie den Weg, wie sie sich mit leichterem Gebälk, mit Stabwerk und Cassetten, ungezwungen verbinden lassen und den vollen, warmen Effekt der Holzdecken hervorbringen, ohne, wie die Holztapeten, durch Fälschung des Materiales Anstoß zu erregen.

In dieser Weise fördert das Gebäude selbst als Kunstwerk den Zweck, den das Museum zu erfüllen hat. Es ist nicht blos ein schöner Bau, welcher der Anstalt, seinem Platze und der Stadt zur Ehre gereicht; es wird durch das Neue, das es zeigt, auf Kunst und Gewerbe anregend wirken, und in beiden Beziehungen lobt es seinen Meister, der sein reiches Talent, seine hervorragende Begabung für die feineren Seiten der Kunst glänzend bewährt hat.