Briefkopf - ALBERT MILDE k. k. Hof-Kunst-Bauschlosser und Eisenkonstrukteur zu Wien; von 7.2.1839 bis 8.11.1904

Grazer Volksblatt vom 3.7.1894

Die Antwerpener Welt-Ausstellung
Mitglieder des Wiener Kunstgewerbevereins

k. k. Albert Milde

Archivbild 1: Grazer Volksblattvom 3.7.1894 (1)
Titelseite

 

Archivbild 2: Grazer Volksblattvom 3.7.1894 (2)
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Archivbild 3: Grazer Volksblattvom 3.7.1894 (3)
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Die Antwerpener Welt-Ausstellung

II – 31. Juni

Im Gegensatz zur deutschen Sektion, in der alles bunt durcheinander gewürfelt ist und eine geradezu übertriebene Einfachheit in der Ausschmückung der ausgestellten Objekte herrscht sticht das geschmacksvolle Arrangement der österreichischen Abteilung, welche in sich ein abgeschlossenes Ganzes bildet, angenehm hervor.

Unter der umsichtigen Leitung des Kommissärs Herrn Gustav Hartberger erschienen die österreichischen Industriellen als die ersten auf dem Felde friedlicher Tätigkeit, um daselbst mit den anderen Nationen um die Ehre des Sieges zu kämpfen. Leider ist die Beteiligung an den Wettbewerb keine solche, welche der hohen Bedeutung der österreichischen Industrie entsprechend würde.

Ein großer Teil österreichischer Exporteure hat sich, von der Ausstellungsmüdigkeit befallen, bereits zurückgezogen und überlässt es dem aufstrebenden Nachwuchse, die Konkurrenz siegreich aus dem Felde zu schlagen.

So klein auch die Abteilung ist, so gibt sie doch ein getreues Bild heimatlichen Schaffens und beweist von neuem die hohe Stufe des Wiener Kunstgeschmackes, welcher nicht einmal vom französischen übertroffen wird. Schon der äußeren Umrahmung nach erweist sich die österreichische Sektion als ein schönes, harmonisches Bild in dem Rahmen der Ausstellung.

Durch eine von Professor Oskar Bayer entworfene Fassade, über welcher der österreichische Adler prangt, gelangt man zur Kollektiv-Ausstellung des Wiener Kunstgewerbe-Vereins. Den Hintergrund bilden die trefflichen Erzeugnisse der Teppich-Firma Haas & Söhne, vor denen reich vergoldete Möbel der Firma Portois und Fix stehen. Die Mitte des Saales nimmt eine gelungene Bronzestatue des Erzherzog Josef ein, welche der Schwester desselben, der Königin von Belgien, zum Geschenk bestimmt ist.

Das Entree bildet ein Zentaur, auf dem ein Amor reitet, von der Hand Beschorners, und zwei prächtige Metall Kandelaber.

Eingangs der österreichischen Abteilung befindet sich die Kollektiv-Ausstellung des Landesverbandes für Fremdenverkehr in Tirol, in einer primitiven Alpenhütte untergebracht, in deren Innern Ansichten des Mittelferners in der Ötztalergruppe, der hängenden Brücke über die Trisannaschlucht und des Monte Cristallo sichtbar sind. Die Alpenhütte ist nach den Entwürfen Professors Josef Tappa und Dr. Anton Kofler verfertigt, und in die Ausschmückung und Einrichtung derselben teilen sich acht Firmen: Brüder Hammerl lieferte das Spinnrad, sowie Artikel des Hausbedarfs in Brandmalerei, August Kalus verbleite Glasfenster, Franz Paschek Gegenstände der Kunstschlosserei, Josef Petrovitsch jun. Die komplett eingerichtete tirolische Bauernstube, Johann Thaler aus Sterzing Essbestecke aus Bein, Hermann Uffenheimer die Wäsche und Alois Wittnig Tiroler Lodenmäntel und Touristen-Ausrüstungs-Gegenstände. Man hat vielfach Vergleiche zwischen dem einfachen Tiroler Holzbau und dem prächtigen Schweizer Cyklorama, welches das Berner Oberland zur Ansicht bringt, angestellt, ohne darauf Rücksicht zu nehmen, dass das letztere ein Privat-Unternehmen ist und nur gegen ein Entree von 50 Centimes seine Reize offenbart, während die Tiroler Hütte jedermann unentgeltlich zugänglich ist.

Von den Mitgliedern des Wiener Kunstgewerbe-Vereins sind besonders zu erwähnen: die Bronzewaren-Fabrik Dziedzinski und Hanusch mit ihrem bekannten Kunstbronzen, Valerian Gillar, welcher eine Uhr aus Schmiedeeisen aus freier Hand gearbeitet und zwei Girandolen in gleicher Ausführung wie die Uhr ausstellte; Hollenbachs Neffen mit zwei großen braun patinierten Kandelaber und einer großen vergoldeten Garnitur, L. Kratochwil mit Metall-Galanteriewaren, in Verbindung mit Glas, Melzer und Neuhardt mit Lustern, Albert Milde & Comp. stellte ein schmiedeeisernes Gittertor, Ludwig Politzer Email-Kunstgegenstände in Silber oder Bronze montiert, und Ludwig Wilhelm diverse Kunstschlosser-Arbeiten mit einer gelungenen Nachbildung des Eisernen Mannes vom Wiener Rathausturm; Lobmeyer exponierte seine unübertrefflichen Kristallschätze; Albert Samassa in Laibach seine Feuerlöschgeräte.

Am besten ist die Glas-Industrie vertreten, welche in keiner der anderen Abteilung ihresgleichen findet.

R. Lehr